Bakterienkolonien

Antiinfectiva aus Microbiota

Die Abteilung von Prof. Christine Beemelmanns fokussiert sich auf die Identifizierung und funktionelle Analyse von neuartigen anti-infektiven Naturstoffen aus mikrobiellen Gemeinschaften. Ko-kultivierungsstudien sowie Zell-basierte Assays in Kombination mit chemisch-analytischen und molekularbiologische Methoden werden zur Evaluierung neuer mikrobieller Naturstoff-Produzenten verwendet. Zur Strukturaufklärung der sekretierten Naturstoffe wendet die Gruppe etablierte und innovative metabolomische, aktivitäts- als auch Genom-geleitete Methoden an. Basierend auf den isolierten neuartigen Naturstoffen erfolgt die funktionale Analyse und Evaluierung ihres Wirkspektrums. Diese Gruppe hat ihren Sitz am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS).

Prof. Dr. Christine Beemelmanns

Leitung

Prof. Dr. Christine Beemelmanns
Forschungsgruppenleiterin

Unsere Forschung

Die Verbreitung von Antibiotika-resistenter humanpathogener Bakterien stellt eine steigende Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Daher ist die Entwicklung neuer Anti-Infektiva und ein verbessertes Verständnis ihrer Funktion und Wirkungsweise dringend notwendig. Unsere Abteilung verfolgt eine Mikrobiota-basierte Strategie, um neue Wirkstoffe aus Mikroorganismen zu identifizieren.

Was bedeutet „Mikrobiota“?

Bakterienkolonien
Kultivierbare Mikroorganismen aus einem marinem Mikrobiom

Mikrobielle Gemeinschaften (Mikrobiota) setzen sich aus einer Vielzahl verschiedener Bakterien, Pilze und Vertreter ein- und wenig zellige Eukaryoten, sowie Viren, zusammen.

Mikrobiota befinden sich unter anderem auf menschlichen, tierischen und pflanzlichen Gewebeoberflächen, wo sie essentielle Funktionen für den Wirt einnehmen können. Je nach Lokalisation variiert die Zusammensetzung der Mikrobiota und damit in vielen Fällen auch ihre Funktion. 

Welche Rolle spielen Naturstoffe?

Mikroorganismen regulieren und manipulieren ihr Zusammenleben durch die Aussendung von bioaktiven Naturstoffen. Mikrobielle Naturstoffe können antibiotisch wirken, um die Produzenten zu schützen, können aber auch als zelluläres Signal wirken, als Morphogen für den Wirtsorganismus oder als Nährstoff verstoffwechselt werden. Jedoch sind die chemischen Strukturen vieler dieser modulierenden Naturstoffe noch unbekannt. Dadurch bleibt ihre natürliche Funktion sowie ihr potenzieller Einfluss auf die Mikrobiota und ihre möglichen Anwendungsmöglichkeiten bislang weitgehend unerschlossen.

Wie kann das Naturstoffpotential erschlossen werden?

Bakterienkolonien
Kokultivierung von zwei Actinomyceten

Da Naturstoffe wichtige Funktionen in mikrobiellen Interaktionen spielen, ist ihre Produktion eng mit der Zusammensetzung dieser verknüpft. Die Beemelmanns-Gruppe analysiert repräsentative mikrobielle Gemeinschaften, um ein besseres Verständnis der verschiedenen Elicitoren zu schaffen und das kodierte Naturstoffpotenzial vollständiger zu erschließen. Dazu werden z.B.  zielorientierte Bioassays auf Basis von Bakterien-Bakterien und Bakterien-Pilz-Interaktionen verwendet, um die Produktion von bioaktiven Naturstoffen zu stimulieren. Zur Strukturaufklärung der sekretierten Naturstoffe wendet die Gruppe etablierte und innovative analytische Methoden an.

Die erhaltenen Naturstoffe werden auf ihre anti-infektive Wirkungsweise und Naturstoffe mit hohem Wirkpotential synthetisiert, um ihre Struktur-Wirkungsbeziehungen besser zu erfassen und die Profilierung der vielversprechendsten Kandidaten voranzutreiben.

Zudem wird der Einfluss der charakterisierten Naturstoffe auf symbiotische Gemeinschaften mittels Mikrobiomstudien untersucht. Mittels dieser Studien erhoffen wir uns bessere Aussagen über die Stabilität und Dynamiken von mikrobiellen Gemeinschaften treffen zu können.

Die Aufklärung der Biosynthesewege neuer Naturstoffe und ihre Regulation ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil unserer Forschung, um unser biokatalytisches Verständnis zu verbessern und die Entwicklung von biotechnologischen Ansätzen voranzutreiben.

Die Mitglieder der Abteilung haben unterschiedliche wissenschaftliche Ausbildungen. Hierzu zählen sowohl die synthetisch organische Chemie, als auch Mikrobiologie, Biochemie, und Pharmazie.