Lungenzellen mit SARS infiziert

Virale Immunologie

"Damals war ich nicht so oft krank": Mit zunehmendem Alter verliert nicht nur die Haut ihre Elastizität - viele Organe verlieren ihre Funktion. So wie das Immunsystem: Abwehrzellen reagieren nicht mehr zeitnah, und das immunologische Gedächtnis wird nicht mehr aufgebaut. Dadurch sind wir schlecht durch Impfstoffe geschützt und anfälliger für Infektionen, leiden aber gleichzeitig an Entzündungen. Während die Mechanismen der Immunalterung unbekannt bleiben, sind chronische Virusinfektionen Umweltfaktoren, die die altersbedingten Veränderungen des Immunsystems beschleunigen können. Lesen Sie mehr darüber, wie Krankheitserreger das tatsächliche Alter unseres Immunsystems beeinflussen können.

Prof. Dr. Dr. Luka Cicin-Sain

Leitung

Prof. Dr. Dr. Luka Cicin-Sain
Forschungsgruppenleiter

Unsere Forschung

Die Wissenschaftler:innen der Abteilung "Virale Immunologie" untersuchen allgegenwärtige Viren, die bei den meisten Menschen weltweit lebenslang bestehen. Im Mittelpunkt stehen vor allem Herpesviren, deren Persistenz während einer latenten Infektion das Immunsystem und seine Funktionalität prägt.

Das Cytomegalievirus (CMV) ist ein Herpesvirus, das in der überwiegenden Mehrheit der menschlichen Bevölkerung weltweit latent aufrechterhalten wird. Epidemiologische Studien an ansonsten gesunden Individuen zeigten, dass Immunantworten auf CMV das Gedächtnis der seropositiven CMV-Patienten dominieren. Daraus folgt, dass bei den meisten Erwachsenen das immunologische "Gedächtnis" an CMV-Infektionen den größten Teil der T-Gedächtniszellen des Immunsystems beansprucht. Es ist unklar, warum dieses einzelne Virus eine so starke Aufmerksamkeit unseres Immunsystems erregt, aber die Viruspersistenz scheint eine wichtige Rolle in diesem Phänotyp zu spielen. Unabhängig von den Ursachen wird spekuliert, dass der riesige Fußabdruck der CMV-Infektion im Immunsystem chronische Entzündungskrankheiten verursachen kann, die zu den mit dem Altern verbundenen Dysfunktionen beitragen. Auch wenn dies falsch war, auch wenn die starke Immunität gegen CMV keinerlei Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hatte, bleibt die einzigartig starke Immunität gegen dieses Virus ein hochinteressantes Phänomen, denn sie kann uns Hinweise auf die Entwicklung besserer und effizienterer Impfstoffe geben.

Die Abteilung "Virale Immunologie" entwickelt neue Modelle der lebenslangen CMV-Infektion in Tiermodellen, um die klinischen Beobachtungen zu vergleichen und die Folgen einer lebenslangen CMV-Latenz zu definieren. Darüber hinaus haben wir neuartige Reporter-Tests entwickelt, um den Infektionsprozess des Virus auf Einzelzellenebene zu überwachen und die virale Genexpression in Gegenwart von Immunzellen zu identifizieren. Zusammengenommen ermöglichen uns unsere Technologien, die produktive und die latente Infektion in Gegenwart von Immunzellpopulationen zu modellieren, zu verstehen, warum CMV bei immunsupprimierten Patienten reaktiviert wird und neue antivirale Strategien zu entwickeln.

Die Forscher schlagen vor, in diesem einzigartigen Modell zwei Hauptziele zu verfolgen:

  1. die zellulären und molekularen Mechanismen definieren, die der starken Immunantwort nach einer CMV-Infektion zugrunde liegen, und
  2. die breitere biologische Relevanz der robusten Immunität gegen CMV und andere persistente Viren zu bewerten, indem getestet wird, ob sie zu chronischen Entzündungskrankheiten beitragen oder den Immunschutz gegen neu auftretende Infektionen verringern.

Angesichts der allgegenwärtigen Präsenz von CMV und des alternden demographischen Trends in den entwickelten Ländern dürften die Ergebnisse dieses Projekts hohe medizinische und soziale Auswirkungen haben. Das Verständnis der Mechanismen, die die Immunseneszenz verzögern, kann uns präventive und therapeutische Werkzeuge an die Hand geben, um die Lebensqualität älterer Menschen signifikant zu verbessern, eine zunehmend wichtige Aufgabe in einer alternden Gesellschaft. Chronische Infektionen scheinen ein guter Angriffspunkt zu sein, um immunologische Seneszenz zu verhindern.