Besorgniserregende Krankheitserreger, zunehmende Antibiotikaresistenzen und chronische Infektionen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Das im Mai 2017 gegründete Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) will neue Strategien und Behandlungsformen gegen Infektionskrankheiten entwickeln. Es leistet mit seinem integrierten Ansatz Pionierarbeit und erforscht das große Potenzial von Ribonukleinsäuren (RNA) für die Therapie und Diagnostik von Erkrankten.
Derzeit noch interimsweise in Räumlichkeiten der Julius-Maximilians-Universität (JMU) untergebracht, erhält das Institut — gefördert durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, sowie kofinanziert von der Europäischen Union — ein eigenes Gebäude, um seinen Forschungsauftrag am Standort Würzburg dauerhaft zu erfüllen. Die feierliche Grundsteinlegung am 6. Juli 2023 markierte jetzt den Beginn der Bauarbeiten auf dem Medizin-Campus im Würzburger Stadtteil Grombühl.
„RNA-Technik bietet medizinisch eine der größten Chancen der Menschheit“
In seiner Festrede vor den mehr als 200 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und den Medien erläuterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Bedeutung des Würzburger Forschungsstandorts für die Zukunfts- und Innovationsstrategie des Freistaats: „Forschung und Wissenschaft haben Vorfahrt in Bayern. Wir investieren in die Zukunft: Der Neubau für HIRI und Infektionsforschung wird bis 2026 Platz für 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen. Auf fast 5.000 Quadratmetern wird hier künftig Wissenschaft zum Wohle der Menschen betrieben. Die RNA-Technik bietet medizinisch eine der größten Chancen der Menschheit. Durch unsere Hightech-Agenda investiert der Freistaat über 5,5 Milliarden Euro in Wissenschaft und Forschung – mehr als jedes andere Land. Viel Erfolg der Medizinforschung in Würzburg!“
Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), unterstrich die herausragende wissenschaftliche Arbeit der vom Bund geförderten Helmholtz-Einrichtungen und sagte: „Das Würzburger Helmholtz-Institut leistet auf dem Gebiet der Infektionsforschung einen bedeutsamen Beitrag dazu, langfristig unsere Lebensgrundlagen zu sichern. Hier entsteht ein Forschungsraum, Denkraum und Freiraum für unsere Zukunft. Zugleich ermöglicht die RNA-Grundlagenforschung neue Technologien für eine wettbewerbsfähige Zukunft unseres Landes.“
Staatssekretär Roland Weigert aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie wünschte dem Bauvorhaben gutes Gelingen und betonte: „Die Pandemie-Jahre haben uns die zentrale Bedeutung herausragender Grundlagenforschung für die Entwicklung von Diagnostik und Therapie auf dem Feld der Infektionskrankheiten vor Augen geführt. Diese Exzellenzforschung benötigt neben klugen Köpfen auch ein erstklassiges Arbeitsumfeld.“
Profilierung des Forschungsstandorts
Dass Infektionen keine Grenzen kennen und Europa deswegen innovative und gemeinsame Lösungen im Bereich Gesundheit und Forschung brauche, betonte Renke Deckarm, der die Europäische Kommission vertrat und deren Beitrag in der Kofinanzierung des Bauprojekts unterstrich. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigte sich hoch erfreut über die Profilierung des Forschungsstandortes und hob die Perspektiven für Stadt und Region hervor, die sich durch den Wissenstransfer eröffnen. Matthias Bode, Vizepräsident der JMU, zeigte sich stolz auf die wissenschaftlichen Erfolge, die JMU und HIRI gemeinsam erzielen. Diese seien ein weiteres Qualitätszeichen für den Forschungsstandort Würzburg.
Gebäude sichert künftige Forschung
Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Josef Penninger – der sich den Gästen zugleich als neuer Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI vorstellte – sowie Jörg Vogel, Geschäftsführender Direktor am Würzburger HIRI, bedankten sich bei den Zuwendungsgebern. Sie ermöglichten es, auf höchstem Niveau zu forschen. Und dabei habe das neue Gebäude einen wichtigen Anteil, so Vogel: „Nach nunmehr sechs Jahren des Wachstums an unserem Institut mangelt es uns in unserem Interimsdomizil an ausreichend Platz und Laborkapazitäten.“
Dass der Würzburger Institutsneubau baulich die besten Voraussetzungen für ein lebendiges Forschungsumfeld und den intensiven wissenschaftlichen Austausch schaffe, zeigte Rainer Post, Geschäftsführer des mit dem Bau beauftragen Büros doranth post architekten.
Der Neubau im Überblick
Unter der Maßgabe, einen zukunftsweisenden und zugleich wirtschaftlichen Neubau für das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg zu errichten, wurde im Jahr 2018 ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Den Zuschlag erhielt das Münchener Büro doranth post architekten. Es ist im In- und Ausland tätig und hat bereits zahlreiche Bauten für wissenschaftliche Einrichtungen realisiert, in Bayern unter anderem in München und Erlangen.
Der Entwurf für den Standort Würzburg lässt einen schmalen, längs gerichteten Baukörper entstehen, der sich in Form und Höhe behutsam in seine Umgebung auf dem Medizin-Campus einfügt. Zugleich bildet der Korpus mit seiner transparenten Glasfassade, der lichten, offenen Treppenhalle und der durch Knickpunkte aufgebrochenen Kubatur einen zeitgemäßen Kontrast zu den benachbarten historischen Bauten aus der Gründerzeit.
Markantes Merkmal des Neubaus ist der als fünftes Obergeschoss ausgebildete Gebäudekopf auf der Westseite, der die Eigenständigkeit des Helmholtz-Instituts auf dem Campus betont und einen Ort der Zusammenkunft sowie für Veranstaltungen bietet.
Von der Richtung Westen vorgelagerten Dachterrasse aus eröffnen sich zahlreiche Sichtbeziehungen zu den architektonischen Wahrzeichen der Stadt. Der Gebäudekopf dreht sich zur Josef-Schneider-Straße, stärkt damit die Adressbildung und gibt einen angemessen proportionierten öffentlichen Platz frei, der als Begegnungsfläche und Bindeglied zum gegenüberliegenden Institut für Molekulare Infektionsbiologie und zum Rudolf-Virchow-Zentrum fungiert. Dieser neue Platz schafft außerdem eine eindeutige Zugangssituation zum Gebäude und zu den Seminarräumen im Erdgeschoss.