One Health-Expedition in die Zentralafrikanische Republik
Bericht von der HIOH- und HZI-Reise vom 5.-18. Februar 2024
Fabian Leendertz, Direktor des HIOH in Greifswald, und sein Team arbeiten seit mehr als einem Jahrzehnt an der südlichsten Spitze der Zentralafrikanischen Republik, in den Dzanga- Sangha-Schutzgebieten. Im Rahmen einer engen Zusammenarbeit mit dem WWF der Zentralafrikanischen Republik unterstützt das HIOH die Überwachung des Gesundheitszustands von Wildtieren in diesen Schutzgebieten. Den Schwerpunkt bilden die Flachlandgorillas. Im Laufe der Jahre wurden die Aktivitäten erweitert, um auch die Berührungspunkte zwischen Mensch, Tier und Umwelt in diesem außergewöhnlichen Ökosystem besser charakterisieren zu können.
Eine Delegation von Forschern reiste kürzlich in die Zentralafrikanische Republik, um die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren im Bereich der öffentlichen Gesundheit und des Tiergesundheitsmanagements zu stärken. Mit dabei waren Fabian Leendertz, Katharina Schaufler, Fee Zimmermann, Livia Patrono und Sébastien Calvignac-Spencer vom Helmholtz-Institut für One Health, einem Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), sowie Josef Penninger, wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. Begleitet wurden sie von Frédéric Singa, dem leitenden Tierarzt der Dzanga Sangha Conservation Areas, sowie Jörn Auf dem Kampe und Adrienne Surprenant von GEO. Geplant war auch, die Aktivitäten der One Health Surveillance Core Unit des HIOH vorzustellen und die Dzanga Sangha Protected Areas und ihre aktuelle Schutz- und Forschungsinfrastruktur vor Ort zu besuchen.
Der folgende Erfahrungsbericht stammt von Sébastien Calvignac-Spencer:
06.02. - Dienstag
Nach einer langen Reise kamen wir in Bangui an. Bangui ist die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik und das politische Zentrum des Landes mit rund 900.000 Einwohner:innen. Die Stadt liegt im Süden des Landes, direkt am Fluss Ubangui. Auf der anderen Seite des Flusses liegt die Demokratische Republik Kongo.
Von unserem Hotel aus haben wir einen atemberaubenden Blick auf den Fluss und den südlichen Rand der Stadt. Die Stadt selbst erstreckt sich am Fuße bewaldeter Hügel, staubige Straßen verbinden ärmere Stadtviertel mit alten und neuen Gebäuden. Auf den Straßen, inmitten von kleinen Geschäften, Autos, Motorrädern und Fußgängern, ist viel los.
07.02. - Mittwoch
Wir sind zwei Tage in Bangui geblieben, um uns mit Verantwortlichen zu treffen und auszutauschen. Frédéric ist Zentralafrikaner und Adrienne war jahrelang als Fotografin in der Zentralafrikanischen Republik unterwegs, womit wir direkt zwei Reiseführer:innen hatten.
Unser Weg führte uns am Nachmittag in das nationale Veterinärlabor, eine Abteilung des Ministeriums für Tierhaltung. Marie-Noëlle Mbaïkoua und ihr Team begrüßten uns, sie sind für die Überwachung der Tiergesundheit zuständig und planen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung von Krankheitserregern bei Haustieren. Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet Tollwut, die auch gleichzeitig ein Beispiel für das Zusammenspiel von menschlicher und tierischer Gesundheit darstellt und damit zeigt, wie wirkungsvoll One-Health Ansätze sein können. Fälle von Tollwut beim Menschen sind fast immer die Folge eines Hundebisses. Die Tollwut kann sowohl bei Menschen als auch bei Hunden durch Impfung verhindert werden. Die Impfung von Hunden ist die wirksamste Bekämpfungsmethode. In großem Maßstab durchgeführt, kann sie zur lokalen Ausrottung der Krankheit führen.
Das Labor von Marie-Noëlle ist zwar klein, aber für diagnostische Aufgaben gut ausgestattet, ihre Mitarbeiter:innen sind bereits sehr gut geschult sowie offen für neue Methoden. Leider besteht die eigentliche Herausforderung darin, dass die Grundfinanzierung für Reagenzien und die Wartung der Geräte fehlt, was die Kontinuität des Betriebs gefährdet - eine Einschränkung, die Labore in Afrika südlich der Sahara nur allzu gut kennen.
08.02. - Donnerstag
Donnerstagmorgen waren wir zurück im Ministerium für Tierzucht, um den Minister Hassan Bouba zu treffen. Er unterstützt unsere Arbeit mit dem WWF in den Dzanga-Sangha-Schutzgebieten.
Anschließend setzen wir unseren Tag mit einem Besuch des Institut Pasteur Bangui (IPB) fort. Pasteur hat den ersten Impfstoff gegen Tollwut entwickelt. Er und seine Nachfolger:innen haben ein großes Netz von Instituten für öffentliche Gesundheit in der ganzen Welt aufgebaut. Im Jahr 1961, ein Jahr nach der Unabhängigkeit der Zentralafrikanischen Republik, wurde das IPB gegründet. Das Institut befindet sich auf einem 5 Hektar großen Gelände innerhalb der Stadt. Das IPB besteht aus 150 Forscher:innen und Mitarbeitenden und ist umgeben von 200.000 strohfarbenen Flughunden (Eidolon helvum), die in den umliegenden Bäumen eine große Kolonie bilden.
Der Generaldirektor Yap Boum II gab uns einen Überblick über die Aktivitäten und Ziele des IPB. Der wissenschaftliche Direktor Emmanuel Nakoune, unser Gastgeber, lud Josef und Fabian daraufhin zu einem Gespräch mit dem Forschungsminister ein.
Währenddessen bekam der Rest der Gruppe eine Tour durch die beeindruckende Einrichtung des IPB. Das IPB bietet sowohl biologische Analysen und Impfungen für die Öffentlichkeit an, als auch eine Infrastruktur für die infektiologische Forschung - von der medizinischen Entomologie bis zur molekularen Epidemiologie.
Beim Abendessen war die Stimmung ausgelassen und gleichzeitig aufgeregt: für den nächsten Tag war geplant, nach Bayanga und in die Dzanga-Sangha-Schutzgebiete zu fliegen.
9. Februar - Freitag
Nach Ankunft In Bayanga, einem Dorf mit 8.000 Einwohnern, am Freitagmorgen besuchten wir die Labore des WWF. In enger Zusammenarbeit mit den Forstverwaltungsbehörden (APDS) führt der WWF eine Reihe von Aktivitäten durch, die auf die Erhaltung der außergewöhnlich reichen Tierwelt in der Region abzielen, einschließlich der Durchsetzung von Schutzgebieten, Ökotourismus und Forschung, wobei der Schwerpunkt auf den westlichen Flachlandgorillas und den Waldelefanten liegt. Das HIOH unterstützt die Gesundheitsüberwachung der Gorillas und entsendet seit mehr als 10 Jahren Tierärzte in die Region.
Eine der Tierärztinnen ist Yanthe Nobel, die maßgeblich an der Organisation dieser Reise beteiligt war. Ihre Arbeit umfasst Aufgaben wie die Sektion von Wildtieren, die in der Gegend tot aufgefunden werden. Weiterhin unterstützt sie die lokalen Teams und den WWF im Feld sowie im Labor bei Seuchenausbrüchen. Ihre Arbeit erfordert auch einen engen Kontakt mit der lokalen Bevölkerung, um ihre Ansichten und Bedürfnisse und ihr Verhältnis zu Haus- und Wildtieren zu verstehen. Am Abend nahmen Yanthe, Fee und Fabian deshalb an einer lokalen Radiosendung über One Health und unseren Aktivitäten in der Region teil.
10. Februar - Samstag
Am Samstagmorgen fuhren wir zur Dzanga Bai, eine Lichtung, die weltberühmt für ihre 50 bis 200 Waldelefanten ist. Nach einer einstündigen Autofahrt brechen wir zu einer 30-minütigen Wanderung durch den Wald auf, die durch einen örtlichen Führer und einen Ba'aka-Tracker begleitet werden. Ba'aka-Fährtenleser kennen den Wald sehr gut und können Elefanten anhand der kaum wahrnehmbaren Geräusche, die sie bei ihrer Fortbewegung im Wald erzeugen, gut entdecken. Elefanten sind wichtiger Bestandteil des Ökosystems und die schnellste Route im Wald folgt immer ihren Spuren.
Angekommen auf der Plattform des Holzturms, der die Bai begrenzt war die Aussicht atemberaubend. An diesem Morgen konnten wir etwa 90 Elefanten sehen, die gekommen waren, um Mineralien aus dem Boden zu holen, indem sie große Wasserlöcher graben.
Ivonne Kienast leitet das Überwachungsprogramm für Waldelefanten und setzt sich durch Naturschutzarbeit und Forschung mit großem Engagement für den Schutz der Tiere ein. Ein Team aus lokalen und internationalen Wissenschaftler:innen beobachtet die Elefanten kontinuierlich tagsüber und eine Nacht pro Woche. In dieser Woche musste sie die Tötung eines weiblichen Elefanten durch einen großen Bullen beobachten. Obwohl die Todesursache nicht infektiös war, wäre die Beprobung des Kadavers sinnvoll gewesen, was in diesem Fall organisatorisch aber nicht möglich war. Um solche Lücken zu schließen, möchte das HIOH seine Unterstützung lokaler Projekte weiter verstärken.
Am Nachmittag waren wir wieder zurück in Bayanga, um an unserem ersten One Health Fußballturnier teilzunehmen. Wir hatten für alle 10 Mannschaften Trikots mit One Health Symbolen und Slogans mitgebracht. Das Turnier bereitet uns viele schöne Momente, wobei das HIOH/HZI/WWF-Team nach der Gruppenphase aus dem Turnier geworfen wird, mit einer achtbaren Bilanz von einem Sieg und drei Niederlagen. Den Siegtreffer zu unserem einzigen Sieg erzielt Josef im Elfmeterschießen. Sieger des ersten Turniers waren die Diamonds, die das Finale überzeugend dominierten. Nach einem langen, aufregenden Tag ging es schließlich zurück zu unserer Unterkunft.
11.02. – Sonntag
Am Sonntagmorgen fuhren wir zurück in den Wald, diesmal nach Bai Hokou. Bai Hokou ist einer der Standorte, an denen die westlichen Flachlandgorillas innerhalb der Dzanga-Sangha-Schutzgebiete eingewöhnt werden. Das HIOH berät den WWF und die APDS (Forstverwaltungsbehörden) seit mehr als einem Jahrzehnt in der Frage, wie die Gorillas am besten vor menschlichen Krankheitserregern geschützt werden können.
Fabians Arbeit hat entscheidend dazu beigetragen aufzuzeigen, dass der Kontakt zu den Menschen eigene Risiken birgt. Das schwerwiegendste ist die Einschleppung von Atemwegsviren, was in der Vergangenheit zu erheblicher Morbidität und Mortalität bei den Menschenaffen geführt hat. Aufgrund dessen hat der WWF CAR uns alle, bevor wir Bayanga verließen, auf COVID-19 getestet.
Wie am Vortag liefen wir mit einem erfahrenen Ba’aka-Tracker durch den Wald, denn auch in diesem Teil des Waldes leben Elefanten. Kurz bevor wir ankommen, setzen wir unsere Gesichtsmasken auf eine Maßnahme, deren Wirksamkeit sich immer wieder gezeigt hat. Fabian hat sie seit den späten 2000er Jahren an mehreren Standorten eingeführt, wo sie die Häufigkeit von Ausbrüchen von Atemwegserkrankungen verringert hat. Zudem ist wichtig, dass wir einen Mindestabstand von 7 Metern zu den Gorillas einhalten. Nach einigen Metern konnten wir schon den Rücken eines der beiden erwachsenen Weibchen der Gruppe entdecken und kurz darauf wachte Makoumba, ein männlicher Silberrücken, aus einem Nickerchen auf und zeigte langsam seine riesige Silhouette. Die Gruppe folgte dem alten Männchen in die Baumkronen, wobei die vier jüngeren Gorillas auf Ästen spielen und dem Gewicht ihres Vaters von 300 kg trotzen.
Auf dem Rückweg kreuzten zwei Elefanten unseren Weg und liefen etwa 50 Meter vor uns. Unsere Guides wiesen uns an, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten. Wir gingen in die Hocke, verhielten uns völlig still und beobachten die beeindruckenden Tiere auf ihrem Weg. Etwa fünf Minuten später waren wir wieder zurück im Camp.
Fabian, Livia, Joseph und das GEO-Team blieben während unseres Besuchs bei den Gorillas in der Nähe des Camps und nutzten die Gelegenheit, um in einer Höhle Fledermäuse zu untersuchen. Um die Fledermäuse einzufangen, wurden Netze am Eingang der Höhle angebracht, während wir sorgfältig mit Gesichtsmasken, Schutzkleidung und dicken Handschuhen ausgerüstet waren. Nachdem drei Fledermäuse ins Netz geflogen sind, nehmen wir Abstriche von den winzigen Tieren. Die nicht- invasive Probennahme reicht oft aus, um eine ganze Reihe von Bakterien und Viren nachzuweisen. Die Abstriche können bei Raumtemperatur in einem geeigneten Medium aufbewahrt und später in einem molekularbiologischen Labor analysiert werden, sei es vor Ort, was die von uns bevorzugte Option ist oder in Deutschland.
12.02. - Montag
Auch den Montag verbrachten wir im Wald, diesmal folgten wir den Ba’aka-Netzjägern. Vierzehn Ba’aka Männer und Frauen stellten ihre unglaublichen Fähigkeiten unter Beweis und navigieren uns in dieser extrem schwierigen Umgebung. Die als indigene Minderheit stigmatisierte Gemeinschaft jagt legal in einigen Teilen der Dzangha-Sangha-Schutzgebiete. Die halbnomadische Jagd war ihr traditioneller Lebensstil und diese Tätigkeit ist immer noch eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle.
Im Wald angekommen markierten die Ba’aka Stellen, an denen die Netze in einem großen Halbkreis aufgestellt werden konnten. Die Jäger trieben das Wild dann zu den Netzen und machten dabei auf verschiedene Weise Lärm (Rufe, Schütteln des Laubes usw.). Der gesamte Vorgang dauerte nicht länger als 15 Minuten, danach wechselt die Gruppe den Standort. Auf dem Weg dorthin sammelten die Jäger Pflanzen, die sie als Arznei verwenden können.
Diesmal ist die Jagd erfolglos. Ein Duiker (Waldantilope) wurde auf der Flucht ins Freie getrieben, konnte aber den Netzen entkommen.
Am Abend wurden wir von Thomas und Lena, einem schwedischen Ehepaar, das mehr als 20 Jahre in Bayanga gelebt und hier ihre Kinder großgezogen hat, zum Grillen eingeladen. Thomas hat sein Leben der Aufgabe gewidmet, den verarmten Gemeinden im Westen des Landes sauberes Wasser zu bringen. Lena hat im Dorf als Krankenschwester gearbeitet, aber vor kurzem leider ihren Job verloren. Die internationale Finanzierung lief aus, der lokale Bedarf jedoch nicht. Das HIOH bemüht sich, sie für eines seiner laufenden Projekte zu gewinnen.
13.02. - Dienstag
Am nächsten Morgen nahmen Fabian, Josef, Fee, Livia und unsere lokalen Partner an einem Treffen mit lokalen Funktionsträgern teil. Die Bürgermeister von Bayanga und acht weiteren Dörfern sowie die Distriktleitung waren eingeladen, um über die Intensivierung unserer Aktivitäten in der Region zu diskutieren und sie besser mit öffentlichen Aktionen in Richtung One-Health zu verknüpfen. Treffen wie diese sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir nicht nur verstehen wollen, wie die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammenhängt, sondern auch auf existierende Probleme reagieren wollen.
Am Nachmittag besuchten wir das örtliche Krankenhaus. Ein einziger Arzt ist für den gesamten Bezirk (mehr als 25.000 Einwohner) zuständig und wird von zwei Krankenpflegerinnen unterstützt. In Deutschland würde eine Bevölkerung dieser Größe normalerweise von 100 Ärzt:innen und 350 Krankenpfelger:innen versorgt werden. Die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung sind natürlich immens, doch selbst ein so kleines Team schafft es, die Gemeinde mit wichtigen Dienstleistungen zu versorgen. HIV-1-Infizierte (5 % der Bevölkerung) erhalten eine antiretrovirale Therapie, viele Impfstoffe werden routinemäßig verabreicht (und sind für Kinder unter 5 Jahren völlig kostenlos), und die Vorbeugung und Behandlung schwerer Malaria funktioniert innerhalb des Dorfes gut. Allerdings gibt es bei einem so kleinen Personalbestand keinen Ambulanzdienst, sodass der Gesundheitszustand und die Heilungschancen im Krankheitsfall stark davon abhängen, wie weit vom Krankenhaus entfernt man lebt. So ist beispielsweise die Kindersterblichkeit in den abgelegenen Ba’aka-Dörfern viel höher. Jede Forschungstätigkeit in diesem Gebiet muss mit einem direkten Nutzen für die Bevölkerung einhergehen.
14. und 15. - Mittwoch und Donnerstag
Am nächstes Tag war es bereits Zeit, zurück in die Hauptstadt zu fahren. Hier hatten wir für die nächsten zwei Tage sehr interessante Begegnungen geplant:
Als erstes trafen wir den Rektor der Universität von Bangui, Professor Gresenguet. Die Universität ist der einzige öffentliche Ort im ganzen Land, an dem eine Hochschulausbildung möglich ist. Wir begegneten motivierten Studierende und versprachen, für eine Reihe von Vorlesungen wiederzukommen.
Danach hatten wir die Gelegenheit, Didier Kassaï zu treffen. Er ist ein Illustrator, der Ende der 1990er Jahre seine Karriere als Zeichner begann und daraufhin die Kriegsjahre in wunderschön gestalteten Graphic Novels dokumentiert hat. Er sprach sehr offen über sein Leben damals, weiter nördlich, als er seinen Alltag unter Beschuss dokumentierte. Er hat seine Fähigkeiten als Illustrator auch für Kommunikationsprojekte im Bereich der öffentlichen Gesundheit eingesetzt und wir werden zweifellos in naher Zukunft mit ihm zusammenarbeiten.
Nach etwa zehn Tagen intensiver Treffen, Diskussionen und eindrucksvollen Begegnungen reisten wir zurück nach Europa, wohl wissend, dass es ein Privileg ist, zu den wenigen zu gehören, die in einem so schönen Land arbeiten dürfen, in dem die Menschen leider ein so hartes Leben haben. Natürlich werden wir unser One-Health-Surveillance-Projekt in der Region Bayanga weiter ausbauen, zum Nutzen der Wissenschaft und vor allem der Bevölkerung.
Um uns auf mögliche zukünftige Pandemien vorzubereiten, gucken Forscher:innen am Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) nicht nur auf die Krankheitserreger, sondern auch wie Veränderungen der Umwelt, der Natur – auch von uns hervorgerufen – beeinflussen, wie sich Krankheitserreger in der Vergangenheit entwickelt haben. Sébastien Calvignac-Spencer leitet die HIOH-Arbeitsgruppe „Evolution von Krankheitserregern“ und untersucht anhand genetischer Veränderungen rückwirkend, was diese Veränderung verursacht haben könnte. Im HZI-Podcast InFact erklärt er, wie sich daraus wertvolle Schlüsse ziehen lassen, wie sich heutige Krankheitserreger weiterentwickeln könnten.
Das 1944 erstmals beschriebene Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Virus (CCHFV) breitet sich aufgrund der globalen Erwärmung auch in Europa stark aus und ist in der WHO-Liste der Infektionserreger mit epidemischem oder pandemischem Potenzial als eine der wichtigsten Prioritäten aufgeführt. Gegen die in 40 Prozent der Fälle tödliche, hauptsächlich von Zecken übertragene Krankheit sind aktuell weder therapeutische noch präventive Maßnahmen verfügbar.
Die allseits bekannten Wattestäbchen, mit denen wir während der COVID-19-Pandemie so vertraut geworden sind, könnten auch ein wertvolles Werkzeug sein, um Biodiversität zu erfassen. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald, einem Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Die Gruppe fand heraus, dass sich unzählige Vögel und Säugetiere durch einfaches Abtupfen der von den Tieren auf Blättern hinterlassenen DNA nachweisen lassen. Wie effektiv dieser Ansatz ist, zeigten die Wissenschaftler:innen in einem Ökosystem, das eine Vielzahl von Wildtieren beherbergt und in dem die Erfassung von Tieren bislang äußerst schwierig war - dem tropischen Regenwald. Ihre Studie veröffentlichten die Forschenden nun im Fachjournal Current Biology.