Im Mai 2017 wurde in Würzburg die weltweit erste Einrichtung gegründet, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint: das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). Seitdem hat das noch junge Würzburger HIRI in der RNA-Grundlagenforschung und als technologischer Vorreiter eine Strahlkraft entwickelt, die weltweit wahrgenommen wird.
Das HIRI kann bereits beachtliches Renommee vorweisen: So erhielt Gründungsdirektor Jörg Vogel im Jahre 2017 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis – den wichtigsten Forschungsförderpreis in Deutschland. Zudem wurden vier von acht Forschungsgruppenleitern am HIRI mit einem ERC Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) gewürdigt – Auszeichnungen, die zu den angesehensten und bedeutendsten in Europa zählen.
Internationaler Durchbruch bei SARS-CoV-2
An Forschungserfolgen mangelt es dem HIRI ebenfalls nicht: Es veröffentlichte seit seiner Gründung circa 200 wissenschaftliche Arbeiten, darunter einige in den weltbesten Fachmagazinen wie „Nature“, „Science“ und „Cell“. Im Jahr 2020 gelang Wissenschaftler:innen aus Würzburg und den USA unter Federführung des HIRI ein internationaler Durchbruch in der Erforschung des Pandemievirus SARS-CoV-2: Sie erfassten als erstes Team weltweit die Wechselwirkungen der Coronavirus-RNA mit den Proteinen menschlicher Zellen. Damit lieferten sie eine wichtige Grundlage etwa für die Entwicklung von Medikamenten. 2021 schuf das HIRI in Kooperation mit der JMU eine neue RNA-Diagnostiktechnologie auf Basis der Genschere CRISPR. Mittlerweile zum Patent angemeldet, bietet das „LEOPARD“ genannte Verfahren die Chance, einmal herkömmliche PCR-Tests abzulösen, da es deutlich präziser und schneller ist.
Ilse Aigner, amtierende Präsidentin des Bayerischen Landtags und zur Zeit der Gründung als Wirtschaftsministerin des Freistaats eine Starthelferin des Würzburger Helmholtz-Instituts, ließ es sich nicht nehmen, Erfolge wie diese als erste Gratulantin zu würdigen: „Die Gründung des Helmholtz-Instituts bedeutete damals nicht weniger als einen gewaltigen Sprung nach vorne für den Wissenschaftsstandort Bayern. Für eine Politikerin ist es gerade in turbulenten und schwierigen Zeiten schön zu sehen, dass etwas nicht nur bleibt, sondern sich entwickelt hat zu einem echten Turbo in der medizinischen Forschung. Ich bin tief beeindruckt.“
Digitale Geburtstagsglückwünsche überbrachten Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, sowie Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler.
HIRI-Gründungsdirektor Jörg Vogel zeigte sich erfreut angesichts des großen Zuspruchs und rief Meilensteine der ersten fünf Institutsjahre in Erinnerung. Mit Blick auf bevorstehende Ziele sagte er: „Wir haben uns seit Institutsgründung auf unserem Forschungsgebiet einen Platz an der Weltspitze gesichert. Diesen wollen wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Wir richten den Fokus auf Zukunftsfelder der Grundlagenforschung und ihrer Anwendung: allen voran die personalisierte Medizin, aber beispielsweise auch programmierbare Antibiotika.“ Den Zuwendungsgebern des HIRI dankte Vogel, dass sie es seinem Institut ermöglichten, auf höchstem Niveau zu forschen. „Und dafür wird auch unser Institutsneubau mit eigenen Laboren auf dem Medizin-Campus Würzburg besonders wichtig sein“, so Vogel. Denn nach fünf Jahren Wachstum am HIRI in den Räumlichkeiten der Universität mangele es hauptsächlich an einem: ausreichend Platz.
Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI Braunschweig, erklärte, welchen Stellenwert das Würzburger HIRI für das Mutterzentrum habe: „Die Corona-Pandemie und insbesondere die neuartigen mRNA-Impfstoffe haben sehr deutlich gemacht, dass RNA-basierte Technologien ein ausgesprochener Innovationstreiber sind. Wir sind sehr stolz darauf, mit dem HIRI an dieser Revolution teilzuhaben und gemeinsam mit der JMU starke Beiträge nicht nur in der Grundlagenforschung, sondern auch in der Translation in die medizinische Anwendung leisten zu können.“
JMU-Präsident Paul Pauli betonte die Bedeutung des HIRI für die Exzellenzstrategie der Würzburger Universität: „Mit dem HIRI sind unsere forschungsstarke medizinische Fakultät und unser Universitätsklinikum bestens an die Helmholtz-Gemeinschaft und die Expertise des HZI angebunden. Die wissenschaftlichen Erfolge, die die Julius-Maximilians-Universität gemeinsam mit dem HIRI erzielt, sind eine großartige Visitenkarte, die wir erfolgreich zu nutzen wissen, um die Exzellenz des Standorts Würzburg und der JMU weiter zu profilieren.“
Fünf Jahre HIRI – fünf Fakten
Gründung
Im Mai 2017 wird das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg gegründet. Es ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.
Gründungsdirektor
Gründungsdirektor ist der Biochemiker Jörg Vogel. Er ist zugleich der Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der JMU.
Team
Bei seiner Gründung im Jahr 2017 startet das HIRI mit einem zwölfköpfigen Team und zwei Forschungsgruppen. Heute zählt das Institut acht Forschungsgruppen und beschäftigt mehr als 100 Personen in Wissenschaft, technischem Betrieb und Verwaltung.
Finanzierung
Finanziert wird das HIRI zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundes. 10 Prozent trägt der Freistaat Bayern. Hinzu kommen zusätzlich eingeworbene Projektmittel vom Europäischen Forschungsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Stiftungen.
Neubau
Das HIRI ist bis zur Errichtung und Inbetriebnahme seines eigenen Institutsgebäudes interimsweise in den Räumlichkeiten der Alten Chirurgie auf dem Medizin-Campus Würzburg untergebracht. Der Institutsneubau entsteht in direkter Nachbarschaft und wird vom Münchener Architekturbüro doranth post architekten geplant. Bauherr ist das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Finanziert wird das Vorhaben aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und der Europäischen Union.