Klebsiella

Klebsiella

„Klebsiellas Rückkehr“ titelte "Die Zeit" am 8. März 2012 in einem Artikel über die Widerkehr des Bakteriums auf der Früh- und Neugeborenen-Station des Bremer Klinikums Mitte. Bereits 2011 starben dort drei Kinder an dem Darmbakterium. Die Station musste daraufhin vorübergehend schließen. Doch auch wenn dieser spezielle Bremer Klebsiellen-Stamm zuvor äußerst selten auftrat, ist die Infektion von Frühgeburten keine Ausnahme.

Das Immunsystem der Frühchen arbeitet noch nicht, die Haut schirmt sie nicht effektiv gegen die Umwelt ab und sie sind innerlich steril. Dringen die Keime also in den Darm vor, können sie sich ungestört vermehren und Schaden anrichten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bakterien resistent gegen die meisten Antibiotika sind. Man kann den Säuglingen im Kampf gegen das Bakterium also nicht einmal von außen zur Hilfe eilen.

Die Frühgeborenen erkranken demnach schwer an einer Infektion mit einem Bakterium, das eigentlich für die meisten Menschen harmlos ist. Rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung tragen Klebsiella pneumoniae in sich; krank werden sie dank ihres Immunsystems nicht. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem – wie den Bremer Frühchen – oder mit akuten anderen Infektionen, kann es aber zu schweren Erkrankungen kommen. Je nachdem wo sich das Bakterium ansiedelt, fallen diese sehr unterschiedlich aus. Sie reichen von einer schweren Infektion des Magen-Darm-Traktes bis hin zu Lungenentzündungen. Auch Blutvergiftungen und Wundinfektionen können ihren Ursprung in einer Klebsiellen-Infektion haben.

Behandlung

Zwar kann man das nach dem Bakteriologen Edwin Klebs benannte Bakterium theoretisch mit Antibiotika behandeln, allerdings ist dies nicht ganz einfach, da es eine natürliche Resistenz gegen die in vielen Standardantibiotika enthaltenden Substanzen Benzylpenicillin und Aminopenicilline besitzt. Zu diesen natürlichen Resistenzen kommen noch weitere erworbene Resistenzen, die die Behandlung weiter erschweren.

Problematisch ist außerdem, dass das Bakterium sehr hartnäckig ist. Nachdem 2011 in einem amerikanischen Krankenhaus ein Klebsiella-Ausbruch im Laufe weniger Monate sechs Todesopfer forderte, zeigte eine Analyse, dass die nach der ersten Infektion eingeleiteten Isolierungsmaßnahmen zwar richtig, aber letztendlich nicht ausreichend waren.

Das Bakterium hat die Fähigkeit lange Zeit im Darm zu überleben, ohne Symptome zu verursachen. Sobleibt die Infektion oft lange unentdeckt. Dadurch erhöht sich die Gefahr für Neuinfektionen erheblich. Die Nachforschungen der amerikanischen Mediziner zeigten außerdem, dass das Bakterium nicht nur von Mensch zu Mensch übertragen wird, sondern auch über den Kontakt mit kontaminierten Oberflächen verschleppt werden kann. Besonders erschreckend: Die Mediziner entdeckten den Erreger auch in Beatmungsgeräten, die mehrmals desinfiziert worden waren. Offensichtlich nicht gründlich genug, für das extrem robuste Bakterium.

Seine Widerstandsfähigkeit, schnelle Vermehrungsfähigkeit und Resistenz gegenüber Antibiotika machen Klebsiella pneumoniae zum Albtraum aller Mediziner in Krankenhäusern. Neben noch besseren Hygienemaßnahmen gilt es vor allem die Resistenzmechanismen besser zu verstehen, um langfristig dafür zu sorgen, dass der Keim in Krankenhäusern besiegt werden kann.

Als einer der gefährlichsten Krankenhauskeime ist der Erreger in den Fokus der Forschungen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung gerückt und wird künftig intensiv erforscht werden.

Beteiligte Forschungsgruppen