Zoonosen - Ein Leben zwischen den Spezies

Erreger Affenpocken.
Erreger Affenpocken.

Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die auf natürlichem Wege vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Die Zoonoseerreger umfassen Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze oder andere biologische Einheiten. (RKI)

Pest, Salmonellose, Tollwut, SARS, Borreliose, Creutzfeld-Jakob und Vogelgrippe sind nur einige Beispiele für Krankheitserreger, die sich zwischen Menschen und Tieren bewegen: Mit der Pest infizierte amerikanische Erdmännchen beißen Hauskatzen und die wiederum übertragen Yersinia pestis auf ihre Menschen. Ein tollwütiger Hund infiziert mit seinem Speichel seinen Herrn; eine Zecke saugt erst Blut von einem mit Borrelien infizierten Wildtier und beißt danach Menschen; mit Influenza infizierte Zugvögel stecken Geflügel an und das wiederum seine Halter.

Es gibt viele Wege, auf denen Erreger – Viren, Bakterien, Pilze, Prionen oder Parasiten – zwischen den Spezies hin und her wandern. Etwa 1500 Mikroorganismen, die Menschen infizieren können, sind der Wissenschaft bekannt – mehr als zwei Drittel von ihnen sind Zoonoseerreger. Einige wechseln direkt die Spezies, andere nutzen so genannte Vektoren wie Insekten – beispielsweise Zecken, Stechmücken oder Pferdebremsen.

Zoonosezentrum

Menschen haben vielfältigen Kontakt zu Tieren und unkontrollierbaren zu den Vektoren.  Wie die Krankheitserreger allerdings von Menschen auf Tiere – und natürlich in die andere Richtung – wechseln, ist bislang nur unzureichend erforscht. Mit welchen neuen Spezies-Sprüngen müssen wir rechnen? Wie gelingt es Krankheitserregern, sich an eine neue Spezies anzupassen? Stecken vielleicht hinter noch mehr menschlichen Krankheiten Zoonoseerreger, als die Wissenschaft bislang annimmt? Wie gelangen die Erreger vom Tier zu uns? Wie groß ist die Gefahr, Krankheitserreger über die Nahrung aufzunehmen? Welche Folgen werden der Klimawandel und damit die Ausbreitung von Insekten haben, die Zoonosen wie Malaria übertragen?

Fragen über Fragen, auf die die Wissenschaft bislang keine Antworten hat – aber intensiv sucht. Unter anderem in dem gerade entstehenden Zoonose-Zentrum der Tierärztlichen Hochschule Hannover – an dem das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung als Kooperationspartner beteiligt ist.

Influenza – eine jährliche wiederkehrende Zoonose

Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung konzentrieren sich Wissenschaftler bei der Erforschung von Zoonosen auf Influenza – die echte Grippe. Die Viren reisen jedes Jahr um die Welt. Die humane Influenza reist mit Menschen, die Vogelgrippe mit Zugvögeln und in den letzten Jahren kommt es immer häufiger zu Infektionen von Menschen mit der Vogelgrippe. Ein gefährlicher Wirtswechsel, denn springen Influenza-Viren von Vögeln auf Menschen, sind die Viren nicht an das System Mensch angepasst. Diese fehlende Anpassung macht die Zoonose potentiell lebensgefährlich. Dort, wo Zugvögel sich sammeln und Menschen eng mit ihren Tieren zusammen leben, ist sie eine echte Bedrohung für die Bevölkerung. Allerdings ist nicht jedes Influenza-Virus gleich aggressiv und nicht jeder Mensch gleich empfänglich für eine Infektion mit den Viren.

Unsere Forscher suchen nach Viren-Markern, die ihnen verraten, wie gefährlich ein bestimmter Virenstamm ist und sie suchen nach Wirts-Markern, mit denen sie beurteilen können, ob ein Mensch oder Tier besonders empfänglich für Infektionen mit Influenza-Viren ist. Über solche Marker kann einerseits im Ernstfall eingeschätzt werden, welche Gefahr dem Menschen durch das Virus droht, und andererseits bildet es die Basis, auf der neue Medikamente entwickelt werden können.

(jsg)

Beteiligte Forschungsgruppen