Gemeinsam mit Prof. André Karch von der Universität Münster koordinierte Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie am HZI, im Projekt IMMUNEBRIDGE die Zusammenführung und Analyse der von Juni bis November 2022 neu erhobenen Daten und Antikörperuntersuchungen von über 33.000 Teilnehmenden aus neun epidemiologischen Studien. Auch Neuerhebungen aus der HZI-eigenen Bevölkerungskohorte MuSPAD gingen in das Projekt ein. Basierend auf Literaturauswertungen teilten die Forschenden mithilfe der Information zu stattgehabten Infektionen und Impfungen sowie den Antikörpermessungen die Bevölkerung in vier Kategorien unterschiedlicher Schutzniveaus ein. Die Schutzniveaus beruhten darauf, wie viele Impfungen und/oder Infektionen mit SARS-CoV-2 berichtet wurden und auch durch Antikörperbestimmungen in Blutproben bestätigt werden konnten. Insgesamt war der Schutz vor einem schweren COVID-19-Verlauf beim größten Teil der Bevölkerung moderat bis sehr gut. Bei 37 Prozent der Teilnehmenden im Alter von über 79 Jahren stellten die Forschenden jedoch einen geringeren Schutz vor schweren Verläufen fest. In der Gruppe mit Vorerkrankungen war dieser Anteil sogar noch höher, was die Bedeutung zusätzlicher Schutzmaßnahmen in zukünftigen Infektionswellen in diesen Bevölkerungsgruppen hervorhebt.
„Insgesamt zeigen wir, wie ein Netzwerk epidemiologischer Studien die Bereitstellung schnell benötigter Vorhersagen zur Belastung des Gesundheitssystems unterstützen kann, wenn Datenerfassung, Laboruntersuchungen, Datenverknüpfung und -analyse harmonisiert sind und eine klare Kommunikation von modellverwendbaren Indikatoren an ein effektives Modellierungsnetzwerk gewährleistet ist“, sagt Berit Lange. „Entscheidend war hierbei die gute Zusammenarbeit zwischen vielen verschiedenen Institutionen und ein sehr interdisziplinäres Team sowohl aus dem Bereich der Universitätskliniken, der außeruniversitären Einrichtungen und verschiedenen bestehenden Studien. Das IMMUNEBRIDGE-Projekt ist somit aus unserer Sicht eine hervorragende Grundlage für ein Netzwerk epidemischer Panel, das in Deutschland im Sinne der Pandemievorbereitung und für das optimale Management von Epidemien in Zukunft benötigt wird.“
Hintergrund:
Die IMMUNEBRIDGE-Studie ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufene Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) und wurde mit rund drei Millionen Euro gefördert. Für die Studie wurden Daten und Bioproben von insgesamt 33.637 Personen aus neun populations- bzw. krankenhausbasierten Studien ausgewertet. Die Daten unterstützten das ebenfalls vom BMBF geförderte Netzwerk „Modelling Network for Severe Infectious Diseases“ (MONID) dabei, Modellberechnungen für die Infektionslage im Winter 2022/23 zu erstellen. Das NUM wurde im April 2020 als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie vom BMBF gegründet. Ziel des NUM ist es, die Forschung zu COVID-19 und anderen Erkrankungen an allen 36 Universitätskliniken in Deutschland zu koordinieren. Es handelt sich um eine bislang einzigartige Initiative zur bundesweiten Vernetzung und Bündelung von Kompetenzen, Ressourcen und Forschungsaktivitäten.
Weitere Informationen:
Preprint zum IMMUNEBRIDGE-Projekt:
Preprint
Zusatzmaterial
Zwischenberichte der IMMUNEBRIDGE-Studie:
1. Interimsanalyse des IMMUNEBRIDGE-Projekts
2. Interimsanalyse des IMMUNEBRIDGE-Projekts
Erhebung in der MuSPAD-Studie (Preprint)
Modellierungsnetzwerk für schwere Infektionskrankheiten (MONID)