Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten werden seit 2006 in Kooperation mit der Deutschen Bank jährlich 365 innovative Projekte und Ideen als „ausgewählte Orte“ ausgezeichnet, die einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten. Die Preisverleihung für die Idee „Das Labor im Beutel“ fand - eingebettet in ein Rahmenprogramm aus Fachvorträgen, Filmen und einer Ausstellung zu den Themen Plasma und Stammzellen - am IST statt. Daniela Schlegel, Vertreterin der Bundesinitiative, und Steffen Brosig, Vertreter der Deutschen Bank, überreichten die Auszeichnung für Ideenreichtum an die Projektleiter.
Bei einer Vielzahl von Therapien setzen Ärzte immer häufiger lebende Zellen ein, die oft vom Patienten selber stammen. Doch bisherige Verfahren zur Zellkultivierung und -aufbereitung für Therapiezwecke sind aufwendig und kostenintensiv. Die Entwicklung des neuen Stammzellenbeutels erleichtert nun die sterile Vermehrung von Zellen maßgeblich.
Für ein optimales Wachstum benötigen die meisten Zellen eine spezielle Fläche, an die sie sich heften können. Vor diesem Hintergrund entwickelten Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik unter der Leitung von Dr. Michael Thomas ein plasmatechnisches Verfahren, das die Oberfläche des Beutelinneren durch Plasmablitze chemisch verändert. Plasmablitze werden erzeugt, indem der Beutel mit einem bestimmten Gasgemisch befüllt und eine elektrische Spannung angelegt wird.
Auf der neuartigen Innenoberfläche des Beutels können nun Zellen wachsen, die das Klinikum Braunschweig im Rahmen der translationalen Forschungskooperation bereitstellt. Die anschließenden zellbiologischen Arbeiten im Labor führt Dr. Werner Lindenmaier am HZI durch. Der Stammzellenbeutel ist Teil eines geschlossenen Systems. Die sterile Befüllung des Beutels und die Entnahme von Zellen erfolgen über ein angeschlossenes Schlauchsystem oder Spritzen. Dies minimiert auch die Gefahr von Verunreinigungen und somit das Infektionsrisiko für Patienten. Die Beutel mit den modifizierten Oberflächen ermöglichen so die sichere und standardisierte Herstellung von Stammzellen für die klinische Anwendung.