Die Ebola-Epidemie hat gezeigt, wie schnell ein ausbrechendes Virus zu einer weltweiten Gesundheitskrise führen kann. Um den Kampf gegen die Epidemie zu unterstützen, hat das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) nun das Konsortium „EBOKON“ initiiert, das die Ebola-Forschung verstärken und die Wissenslücken schnellstmöglich schließen soll. Bis Ende 2015 wird EBOKON mit 2,3 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig ist mit einem Projekt daran beteiligt.
„Es ist wichtig unsere Expertise in der Infektionsforschung zu bündeln, um die Epidemie erfolgreich zu bekämpfen“, sagt Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und Vorstandsmitglied im DZIF. „Wir wollen dabei möglichst schnell auf breiter Basis Wege finden, um Wissenslücken zu schließen und dadurch zukünftig solche Ausbrüche zu verhindern.“ Insgesamt zehn EBOKON-Vorhaben sollen in den nächsten 14 Monaten ausgeführt werden. Die Spannweite reicht dabei von der Suche nach neuen Impfstoffen über die Analyse des Infektionsprozesses bis hin zu Studien, die sich mit der Epidemiologie der Krankheit befassen.
Das HZI verfolgt innerhalb des Konsortiums mit dem Projekt EBOKON 10 das ehrgeizige Ziel, nicht nur künftige Ebola-Epidemien, sondern auch die aktuelle Epidemie rascher einzudämmen: „Die wirksamste Maßnahme zur Unterbrechung eines Ebola-Ausbruchs ist neben der frühzeitigen Diagnose und Isolation der Erkrankten, die sofortige Erfassung und Betreuung aller Menschen, die engen Kontakt mit einem Patienten hatten“, sagt Prof. Gérard Krause, Projektleiter und Leiter der Abteilung Epidemiologie am HZI. Der aktuelle Ausbruch hat allerdings ein Ausmaß, bei dem die Erfassung von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen nur noch mit moderner Technologie möglich ist.
„Wir entwickeln ein neues System, bei dem zentral miteinander vernetzte Mobiltelefone als Steuerungsinstrumente dienen, um Infektionsschutzmaßnahmen ohne Zeitverlust einzusetzen“, erläutert Krause. „Wir können auch Kontaktpersonen in Echtzeit erfassen und einer Betreuung zuführen“. In Deutschland sind mit dem Robert Koch-Institut und dem Bernhard-Nocht-Institut zwei weitere ausgewiesene wissenschaftliche Partner eingebunden. Besonders erfolgversprechend ist die Tatsache, dass zusätzlich der Softwarehersteller SAP sowie das Hasso-Plattner-Institut ihre technische Unterstützung bei der Entwicklung dieses anspruchsvollen IT-Systems angeboten haben. Die Plattform SAP HANA ermöglicht eine flexibel anpassbare und schnelle Verarbeitung der komplexen Daten, während für die mobile Datenerfassung vor Ort handelsübliche Mobiltelefone ohne zusätzliche Installationen zum Einsatz kommen sollen. Dieser Ansatz wird somit auch den besonderen technischen Voraussetzungen westafrikanischer Länder gerecht.
„Das besondere an dem Vorhaben ist auch, dass auf nigerianischer Seite die zuständigen Einrichtungen direkt mit eingebunden sind und so eine wirklich an den dortigen Bedürfnissen ausgerichtete Umsetzung gewährleistet ist“, sagt Krause. Dr. Akin Oyemakinde vom Nigeria Center for Disease Control (NCDC) ergänzt: “Wir unterstützen diese technische Innovation und deren Anwendung zur Überwachung von Krankheitsfällen. Sie wird uns helfen, schnell zu reagieren und die nötigen Maßnahmen einzuleiten
Wie bei allen Maßnahmen steht auch in diesem Fall die schnelle Umsetzung im Vordergrund. Bereits im April soll die Pilotphase starten.
„Unsere große Hoffnung ist, dass unsere Arbeit im Konsortium zu einer schnellen und trotzdem nachhaltigen Lösung der Krise beiträgt“, sagt Prof. Heinz.
Weitere Informationen zum Projekt und aktuelle Ergebnisse finden sie auf der Webseite http://www.helmholtz-hzi.de/ebokon10