Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Mycobacterium tuberculosis
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Mycobacterium tuberculosis.
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Europäische Leitlinien für Screening und Behandlung von Tuberkulose bei Migrant:innen

Internationale Forschungskooperation belegt die höhere Vulnerabilität von Migrant:innen für Tuberkulose

Die weltweite Migration hat in den letzten Jahrzehnten aufgrund von Kriegen, Konflikten, Verfolgungen und Naturkatastrophen zugenommen, aber auch als Folge der besseren Möglichkeiten, die sich durch Arbeit oder Studium ergeben. Eine Gruppe internationaler Expert:innen, die in der Tuberculosis Network European Trialsgroup (TBnet) zusammenarbeiten, unter der Leitung von Heinke Kunst vom Queen Mary College of London, Berit Lange von der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel und Anca Vasiliu vom Baylor College of Medicine, hat nun das Risiko für Tuberkulose und Komorbiditäten bei Migrant:innen in der Europäischen Union / im Europäischen Wirtschaftsraum und im Vereinigten Königreich (EU/EWR/UK) ermittelt.

Die Forscher:innen stellten fest, dass Migrant:innen anfälliger für Tuberkulose sind, einschließlich eines erhöhten Risikos einer extrapulmonalen Erkrankung, einer Resistenz von Tuberkulosebakterien gegen antimikrobielle Mittel, einer HIV-Koinfektion und schlechterer Behandlungsergebnisse im Vergleich zur Aufnahmebevölkerung. Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit und die häufigste Todesursache bei Infektionen weltweit. Die Forscher:innen entwickelten Konsensempfehlungen für das Management von Tuberkuloseprävention, -screening und -behandlung bei Migrant:innen in der EU/EWR/UK.

„Wir stellen hier eine Evidenzbasis und Empfehlungen für europäische Länder zur Verfügung, die für die Reduzierung der Tuberkulosebelastung bei Migrant:innen relevant sind. Wir arbeiten derzeit daran, ähnliche evidenzbasierte Leitlinien für Deutschland zu erstellen“, sagt Berit Lange vom HZI. 

Zu den Empfehlungen gehören das Screening von Migrant:innen auf Tuberkulose/latente Tuberkulose gemäß den Daten des jeweiligen Landes, ein Mindestpaket für die Behandlung bei medikamentenempfindlicher bzw. resistenter Tuberkulose, die Umsetzung von Strategien, die auf die Bedürfnisse von Migrant:innen abgestimmt sind, sowie die kostenlose Gesundheitsversorgung und präventive Behandlung von Migrant:innen mit HIV-Koinfektion. Die Forscher:innen kommen überein, dass Migrant:innen Tuberkulose nicht in großem Umfang in EU/EWR/UK „importieren“ und dass bessere Maßnahmen zur Prävention, Diagnose und Behandlung dieser vermeidbaren und behandelbaren Krankheit bei Migrant:innen getroffen werden müssen.

Originalpublikation

Kunst H*, Lange B*, Hovardovska O, Bockey A, Zenner D, Andersen AB, Hargreaves S, Pareek M, Friedland JS, Wejse C, Bothamley G, Guglielmetti L, Chesov D, Tiberi S, Matteelli A, Mandalakas AM, Heyckendorf J, Eimer J, Malhotra A, Zamora J, Vasiliu A, Lange C for the TBnet. Tuberculosis in adult migrants in Europe: a TBnet consensus statement. European Respiratory Journal 2024; DOI: https://doi.org/10.1183/13993003.01612-2024 

Portrait Andreas Fischer

Pressekontakt

Dr. Andreas Fischer
Wissenschaftsredakteur