Bei der Suche nach neuen Antibiotika und anderen Medikamenten greifen Wissenschaftler immer wieder auf die Natur zurück. Arzneimittel aus Naturstoffen, wie beispielsweise Penicillin und Aspirin, prägen seit jeher die Medizin. Doch die vorhandenen Wirkstoffe reichen nicht aus und so wird die Suche nach neuen Substanzen immer wichtiger. Für seine Pionierleistung auf diesem Gebiet wird der Japaner Prof. Hiroyuki Osada mit dem Inhoffen-Preis geehrt.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis gilt als angesehenste deutsche Auszeichnung auf dem Gebiet der Naturstoffchemie. Er wird im Rahmen der Inhoffen-Vorlesung verliehen, einer gemeinsamen Festveranstaltung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Technischen Universität (TU) Braunschweig, und vom Förderverein des HZI finanziert. Die Ehrung findet am Donnerstag, 23. April um 15 Uhr im Forum des HZI statt.
Naturstoffe sind eine der wichtigsten Quellen auf der Suche nach neuen Wirkstoffen. Um aber tatsächlich neue Medikamente aus Naturstoffen zu gewinnen, muss man diese nicht nur entdecken. In der Regel müssen sie auch optimiert werden, sowohl in ihrer Effektivität, als auch was die Menge der isolierbaren Wirkstoffe angeht. Das gelingt nur, wenn man die Naturstoff-Forschung als Ganzes betrachtet und über die Fähigkeit verfügt, die Disziplinen Pharmazie, Biologie und Chemie zu vereinen.
„Hiroyuki Osada und seinem Team am Riken-Institut gelingt dieser Spagat zwischen den Disziplinen seit Jahren sehr erfolgreich und er hat durch seine Arbeit viel für die Naturstoff-Forschung geleistet. Deshalb ist es mir eine besondere Freude, dass das HZI sich entschieden hat, ihn mit der Inhoffen-Medaille für seine herausragende Arbeit zu ehren“, sagt der Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung (HIPS) Saarland Prof. Rolf Müller, der die Laudatio auf den Preisträger halten wird.
Osada arbeitet seit 1983 im „Antibiotics Laboratory“ des Riken-Instituts, einer Institution, die mit den großen deutschen Forschungseinrichtungen zu vergleichen ist. Seit 1992 ist Osada Leiter seines Instituts und war in seiner Zeit am Riken maßgeblich an der Isolierung und der Aufklärung der Biosynthese einer Vielzahl von Wirkstoffen beteiligt. Darüber hinaus war er einer der ersten, dem es gelang, mit Hilfe modernster Technologien die Stoffe nicht nur zu isolieren, sondern auch die Wirkweise der Moleküle zu entschlüsseln. Eine von ihm am Riken aufgebaute Naturstoff-Bibliothek ermöglicht außerdem, Substanzen in großem Maßstab auf neuartige Bioaktivitäten hin zu untersuchen. Mit seiner Forschung legt Osada so die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente aus Naturstoffen, die potentiell gegen Krebs oder als Antibiotika zum Einsatz kommen können.
„Mit ihrem Schwerpunkt auf Naturstoff-Forschung trifft die Inhoffen-Medaille mehr denn je den Zeitgeist. Vor allem die steigende Zahl an Bakterien, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, sorgt dafür, dass die Suche nach neuen Medikamenten aus der Natur zuletzt stark an Bedeutung gewonnen hat“, sagt Prof. Hansjörg Hauser, Vorsitzender des Fördervereins des HZI.
Im Rahmen der Inhoffen-Vorlesung würdigt der Förderverein des HZI auch herausragende lebenswissenschaftliche Dissertationen. Träger der mit je 1000 Euro dotierten Förderpreise sind in diesem Jahr Dr. Michaela Annemann und Dr. Michael Storz.
Foto- und Interview-Termin
Im Vorfeld der Veranstaltung besteht um 14:30 Uhr für Medienvertreter die Möglichkeit, die Preisträger zu treffen und zu fotografieren. Nähere Auskünfte erhalten Sie unter der Telefonnummer 0531 6181 1401.
Hans Herloff Inhoffen und die gleichnamige Medaille
Zum Gedenken an den 1992 verstorbenen Chemiker Prof. Hans Herloff Inhoffen veranstalten die TU Braunschweig und das HZI (damals noch: Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, kurz GBF) seit 1994 regelmäßig die Inhoffen-Vorlesung, bei der der gleichnamige Preis vergeben wird. Inhoffen lehrte von 1946 bis 1974 an der Technischen Universität Braunschweig und amtierte dort von 1948 bis 1950 als Rektor. Er gründete darüber hinaus 1965 das „Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik“ (IMB), das Vorläufer-Institut der GBF und damit des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.