Die COVID-19-Pandemie hat das immense Risikopotential durch neu- und wiederauftretende Viren verdeutlicht. Gegen viele dieser Viren gibt es weder zugelassene Impfstoffe noch spezifische Therapien. Genau hier setzt DEFENDER (IDEntification oF novel viral Entry factors aNd DevelopmEnt of antiviRal approaches) an: Das Projekt zielt darauf ab, neue, alternative antivirale Ansätze zu entwickeln, um auf zukünftige Ausbrüche vorbereitet zu sein.
Einzigartiger Forschungsansatz
Durch die Nutzung modernster Technologien wie CRISPR-Gentechnologie, bioinformatischer Analysen und künstlicher Intelligenz verfolgt DEFENDER ein Konzept zur Entwicklung neuer Angriffspunkte für antivirale Therapien, das sowohl den Wirt als auch das Virus in den Fokus rückt. Auf der Wirt-Seite werden neue Wirtsfaktoren identifiziert, die eine Schlüsselrolle beim Eindringen von Viren spielen, während auf der Virus-Seite Virusstrukturen identifiziert werden, die potenzielle Ziele für therapeutische Antikörper oder Nanobodies darstellen.
Im Zentrum stehen dabei hochpathogene Viren wie das Nipah- und Lassa-Virus sowie durch Mücken übertragene Viren wie das Zika-, Dengue-, Gelbfieber- und Chikungunya-Virus.
Stärkung der europäischen Pandemievorsorge
Mit dem Start am 1. Januar 2025 hat DEFENDER eine Laufzeit von fünf Jahren und wird entscheidend dazu beitragen, die europäische und globale Pandemievorsorge zu verbessern. Durch die systematische Erforschung von Virus-Wirt-Interaktionen sollen antivirale Kandidaten entwickelt werden, die in klinischen Studien weiterverfolgt werden können.
Projektleiterin Prof. Stephanie Pfänder (Forschungsgruppe Emerging Viruses, LIV) betont: „DEFENDER vereint die Expertise führender europäischer Forschungsinstitutionen in den Bereichen Virologie, Strukturbiologie, Genetik und Bioinformatik, um innovative, zukunftsweisende antivirale Strategien zu entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass wir damit einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung zukünftiger Virusausbrüche leisten werden.“
Prof. Mark Brönstrup, Leiter der Abteilung „Chemische Biologie“ am HZI und Wissenschaftler im Forschungsbereich „Neue Antibiotika“ am DZIF, ergänzt: „Wir freuen uns, unsere Expertise zu antiviralen Wirkstoff-Konjugaten wie PROTACs einzusetzen, um neue Wirkstoff-Konzepte gegen virale Pathogene im Rahmen von DEFENDER zu validieren.“
Neben dem Leibniz-Institut für Virologie und dem HZI sind zehn weitere Institutionen an DEFENDER beteiligt: Die Universität Zürich (Schweiz), die Universitätsmedizin Greifswald (Deutschland), die Universität zu Lübeck (Deutschland), die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (Schweiz), die Universität Heidelberg (Deutschland), die Liverpool School of Tropical Medicine (England), das Institut Pasteur (Paris, Frankreich), die Ruhr-Universität Bochum (Deutschland), die Philipps-Universität Marburg (Deutschland) sowie das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (Hamburg, Deutschland).