Ziel des Europäischen Verbundprojektes HCVAX ist es, mit Hilfe der Nanotechnologie einen Impfstoff gegen Hepatitis C zu entwickeln. Das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) ist mit der Abteilung „Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie“ seit heute an dem Verbund aus Forschern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz beteiligt.
Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert. Auch in Europa stellt diese Form der Hepatitis ein großes Problem dar und betrifft rund drei Prozent der Bevölkerung. Die Übertragung des Virus erfolgt unter anderem bei Operationen wie Transplantationen oder das mehrmalige Verwenden von Spritzen beim Drogenkonsum. Die zur Verfügung stehenden antiviralen Therapien sind oftmals sehr teuer, mit starken Nebenwirkungen verbunden und schlagen nur bei einem Teil der Patienten an. Die meisten Erkrankten bleiben lebenslang infiziert. Ihnen drohen Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs. Hepatitis C wäre am effektivsten durch einen Impfstoff gegen das Virus zu bekämpfen – diesen gibt es aber bis heute nicht.
„Wir werden einen völlig neuartigen Ansatz verfolgen, um einen HCV-Impfstoff zu entwickeln“, sagt Prof. Carlos A. Guzmán, Leiter der beteiligten HZI-Abteilung. Mithilfe von Nanogelen soll die Erbinformation von Virusbestandteilen in Form sogenannter „RNA-Replikons“ in den Körper gebracht werden. Die synthetischen Nanogele sind nur wenige Nanometer groß und bestehen aus Biopolymeren. Immunzellen nehmen die Nanogele mit der Virusinformation auf und bilden für den Körper ungefährliche Bausteine des HCV. Das Immunsystem startet eine Antwort dagegen, an deren Ende Gedächtniszellen im Körper entstehen: Die Impfung wäre komplett und man wäre fortan gegen eine spätere Infektion mit richtigen Hepatitis C-Viren geschützt.
Durch den Einsatz neuartiger Wirkverstärker, so genannter Adjuvantien, soll diese Immunantwort noch effizienter und zielgerichteter erfolgen. „Das HZI hat auf diesem Gebiet eine langjährige Expertise, die wir in dieses Projekt einfließen lassen, um so wirkungsvolle Impfstoffe zu entwickeln“, sagt Guzmán. „Wir wollen diejenigen Wirkverstärker finden, die für die Verwendung in den Nanogel-Formulierungen in Frage kommen. Durch den gezielten Transport zu bestimmten Abwehrzellen soll die Immunantwort optimal verstärkt werden“
Die im Projekt identifizierten, potentiellen Impfstoffkandidaten müssen dann in verschiedenen Systemen getestet werden, um Nebenwirkungen auszuschließen und die vielversprechendsten Kandidaten für die klinische Entwicklung auszuwählen.
Die im Konsortium beteiligten Partner, zwei Unternehmen, drei akademische Institute und eine Klinik, bringen ihre Expertise auf den Gebieten der Nanotechnologie, Biochemie, Immunologie, Impfstoffentwicklung und klinische Forschung in das Projekt ein. „Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass diese innovative Impfstrategie in Zukunft auch auf weitere Krankheiten ausgeweitet werden kann“, so Guzmán.
Das Konsortium wird für drei Jahre von der Europäischen Union durch die „EuroNanoMed Joint Transnational Initiative“ gefördert. Auf deutscher Seite fördert das BMBF den Verbund.
Die Partner:
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (Koordinator), Mittelhäusern, Schweiz
Medipol SA, Lausanne, Schweiz
Institut Pasteur, Paris, Frankreich
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Braunschweig, Deutschland
EDI GmbH, Reutlingen, Deutschland
Hôpital Cochin, Paris, Frankreich