Auf dem Weg zur klinischen Anwendung muss ein potenzielles Medikament hohe und kostenintensive Hürden meistern. Um einzelnen innovativen Projekten, die einen wichtigen medizinischen Bedarf adressieren, die Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen klinischen Studien zu ermöglichen, unterstützt die ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) die teure und aufwendige Produktion des notwendigen Studienmaterials unter GMP-Bedingungen. Finanziell gefördert werden der gesamte Produktionsprozess oder einzelner Teile davon für verschiedene Wirkstoffklassen. Von den insgesamt 34 eingereichten Anträgen von Forschenden an wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen setzten sich fünf Projekte – darunter zwei Projekte des DZIF – erfolgreich durch.
Produktion von klinischen Corallopyronin-A-Prüfmustern
Corallopyronin A ist ein Antibiotikum aus marinen Bodenbakterien, das biotechnologisch gewonnen wird. Das Wirkspektrum des unter der Federführung von Prof. Achim Hörauf am Universitätsklinikum Bonn, Prof. Karl Wagner an der Universität Bonn sowie Prof. Marc Stadler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung entwickelten Antibiotikums umfasst tropische Wurmerkrankungen und multiresistente Bakterien. Damit Corallopyronin A als Kapsel wirksam ist, bedarf es der Einbettung in essbare Polymere, die die Löslichkeit verbessern. Für die klinische Erprobung ist eine zertifizierte Herstellung nötig, die nun durch die ForTra-Förderung ermöglicht wird.
„Bei einem so großen Projekt wie der Entwicklung eines Antibiotikums muss es zu einem Zusammenwirken verschiedener Fördereinrichtungen kommen, da die benötigten Finanzvolumina in der Regel die Kapazitäten einzelner Förderer sprengen. Wir sind sehr froh, dass die ForTra gGmbH mit ihrer programmatischen Ausrichtung in dieser Förderungsausschreibung eine Lücke schließt und uns den Fortgang des Projekts ermöglicht,“ betont Prof. Hörauf.
Nasale Anwendung von Staphylococcus lugdunensis zur Eradikation von Staphylococcus aureus – erste Mikrobiom-Interventionsstudie beim Menschen
Um schwere Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) Erreger zu verhindern, entwickelte ein Forschungsteam an der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Peschel einen probiotischen Bakterienstamm, der MRSA aus der Nase, dem natürlich MRSA-Habitat, verdrängt. In Zusammenarbeit mit dem Team um Dr. Meral Esen wurden die Staphylococcus lugdunensis-genannten Bakterien auf die GMP-konforme Produktion vorbereitet und werden unter ihrer Leitung in einer ersten klinischen Studie an Freiwilligen auf ihre Wirksamkeit untersucht, um zukünftig gefährliche Infektionen bei Risikopatientinnen und -patienten zu verhindern.
„Dies ist eine neue innovative Herangehensweise mit der Hoffnung, zukünftig viele MRSA-Infektionen vermeiden und den Einsatz von Reserveantibiotika reduzieren zu können“, erklärt Prof. Peschel.
„Bei der GMP-konformen Herstellung von lebenden Bakterien müssen sehr viele Faktoren – auch in zeitlicher und finanzieller Hinsicht – berücksichtigt werden“, fügt Dr. Esen hinzu. „Wir sind sehr glücklich über die Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die es uns nun ermöglicht, wesentlich schneller unser Ziel – die erste klinische Studie im Menschen – zu erreichen.“