Dieses Kunstprojekt ist Teil des EU-geförderten ENLIGHT-TEN+-Netzwerks (European Network Linking Informatics and Genomics of Helper T cells in Tissues), das von Prof. Jochen Hühn koordiniert wird und 15 junge Wissenschaftler:innen an der Schnittstelle von Immunologie und Big Data-Analysen an akademischen und nicht-akademischen Einrichtungen in zehn europäischen Staaten ausbildet. Das fertige Kunstwerk soll im September während des European Congress of Immunology in Dublin präsentiert werden.
Margherita Pevere bezeichnet ihr künstlerischen Schaffen selbst auch als Forschung. „Ich sehe Kunst als eine Form der Wissensproduktion, die Kunstwerke und Gedanken in die Welt bringt, die sich gegenseitig durchdringen. Mein Ziel ist es nicht nur, zu provozieren, zu verunsichern oder Ehrfurcht zu erwecken, sondern breitere Diskussionen darüber anzuregen, wie wir und wer wir in der Welt sind.“
Pevere setzt für ihre Kunst oft den eigenen Körper ein, zum Beispiel in Performances oder als Probenquelle: „Ich sehe meine Arbeit als einen blühenden Garten, in dem es von gentechnisch veränderten Bakterien, aus meinem Körper extrahierten Zellen, Sexualhormonen, mikrobiellem Biofilm, Blut, Schnecken, wachsenden Pflanzen und sich zersetzenden biologischen Überresten wimmelt. In einem solchen Garten bin ich nur ein Gast.“
Für das Kunstprojekt am HZI isolierte Pevere aus einer Blutprobe ihre Immunzellen und markierte sie mit spezifischen Fluoreszenzfarbstoffen. Anschließend wurden die verschiedenen Zelltypen anhand der hoch-dimensionalen Farbmuster per Durchflusszytometrie phänotypisch charakterisiert. Die Durchflusszytometrie ist eine Methode, die in der immunologischen Forschung verbreitet angewendet wird. Mithilfe dieser Analyse möchte Pevere, die mit einer die Haut betreffenden Autoimmunerkrankung lebt, herausfinden, ob ihre Immunzellen in der Durchflusszytometrie ein anderes Bild abgeben als bei gesunden Menschen. Das Ergebnis fließt dann in ein Kunstwerk ein, das in den kommenden Monaten entstehen soll.
Im größeren Kontext widmet sich Pevere dem Thema Tod. „Der Tod ist immer noch ein Tabu-Thema in unserer westlichen Gesellschaft, wir reden oft erst darüber, wenn es fast zu spät ist“, sagt sie. Mit ihrer Kunst möchte sie Menschen dazu bewegen, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, darüber zu sprechen und ihm Würde zu verleihen. Dafür betrachtet sie ihn aus unterschiedlichen Perspektiven. Ihr Kunstprojekt am HZI beschäftigt sich mit dem Tod auf zellulärer Ebene, denn ihre Autoimmunerkrankung bringt Immunzellen dazu, Hautzellen des eigenen Körpers in überschießendem Maße abzutöten.
Margherita Pevere hat einen transdisziplinären Hintergrund und promovierte kürzlich an der Aalto-Universität, School of Arts, Design and Architecture, Finnland, in künstlerischer Forschung mit den Schwerpunkten Kunst, Biotechnologie und Philosophie.