Im Rahmen des Mitmach-Projektes MICROBELIX werden Bürgerinnen und Bürger dazu aufgefordert, Bodenproben in naturnahen Räumen zu sammeln und den Forschenden am HIPS zu schicken. Dort wird die mikrobielle Zusammensetzung der Proben genauestens unter die Lupe genommen. Die erhaltenen Daten werden im Anschluss gleich doppelt genutzt: Während das HIPS auf der Suche nach Bakterien ist, die Wirkstoffe für die Erforschung neuer Antibiotika produzieren, interessiert man sich bei der NLS vor allem für Informationen zur Biodiversität im und auf dem Boden. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.
Bereits im Mai 2023 konnte sich MICROBELIX als eines von zehn Projekten für die zweite Phase im Wettbewerb Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt qualifizieren. Die zehn Finalisten traten im Anschluss in einer öffentlichen Abstimmung gegeneinander an, wobei MICROBELIX mit über 2.000 Publikumsstimmen den ersten Platz belegen konnte. Nach einer weiteren Bewertung des Projektkonzeptes durch eine Fachjury reichte dies aus, um sich als eines von drei Projekten ein Preisgeld in Höhe von 50.000 € sichern zu können. Die Förderung steht den Forschenden von HIPS und NLS ab Oktober 2023 für ein Jahr zur Verfügung, um ihr Konzept in die Tat umzusetzen. An Ideen mangelt es dem Team nicht: „Unsere bisherigen Citizen Science-Aktivitäten haben wir seit 2017 aus den Mitteln des HIPS finanziert.“, sagt Dr. Daniel Krug, Wissenschaftler aus der Abteilung Mikrobielle Naturstoffe am HIPS. „Die nun eingeworbenen Fördermittel geben uns jetzt die Möglichkeit, das Projekt auf das nächste Level zu heben. Unter anderem planen wir die Entwicklung und Etablierung einer Smartphone-App mit der die Teilnehmenden ihre Proben registrieren und sich untereinander vernetzen können. Gleichzeitig können wir den Bürger:innen so viel einfacher Rückmeldung dazu geben, was wir in ihren Proben entdecken konnten.“
Im Projektzeitraum sind außerdem geführte Touren durch von der NLS betreute Gebiete geplant. Im Rahmen dieser Wanderungen können Interessierte ihre eigenen Bodenproben sammeln und erhalten von Mitarbeitenden der NLS und des HIPS Informationen zu den Themen Biodiversität, Antibiotikaforschung und Artenschutz. „Wir wollen Leute erreichen, die sich entweder für Antibiotikaforschung oder Naturschutz interessieren und sie durch unser Projekt dann auch für das jeweils andere Thema begeistern.“, sagt Maike Lauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der NLS Saar. „Dazu versuchen wir, die Bürger:innen möglichst aktiv in das Projekt einzubinden. Die Teilnehmenden erhalten also nicht nur relevante Informationen aus erster Hand, sondern können sich auch kreativ in unser Projekt einbringen – zum Beispiel durch das Basteln eigener „Bakterienfallen“.“ Der Kurator der NLS, Roland Krämer, betont: „Vor allem das Thema Biodiversität und damit verbunden abnehmende Artenvielfalt liegt der NLS als älteste deutsche Naturschutzstiftung am Herzen. Wir sind sehr gespannt, was wir von unserem saarländischen Boden und den darin enthaltenen Spuren von Lebewesen lernen können.“
Dass es sich bei dem Projekt keinesfalls nur um eine Spielerei handelt, bestätigt der wissenschaftliche Direktor des HIPS, Prof. Rolf Müller: „Für unsere Forschung macht es keinen Unterschied, ob eine Bodenprobe von Expert:innen oder Laien gesammelt wurde, das haben wir bereits getestet. Das bedeutet, dass wir in jeder Bodenprobe die Chance haben, einen neuen Wirkstoff zu entdecken, der zu einem neuen Antibiotikum entwickelt werden und damit möglicherweise vielen Menschen das Leben retten könnte.“ Interessierte können sich unter www.microbelix.de kostenlos ihr eigenes Probensammel-Set anfordern und am Projekt teilnehmen. Weitere Informationen zu geführten Touren und anderen Aktivitäten im Rahmen des Projektes werden ebenfalls auf der Projektwebsite angekündigt.