Dr. Peter Sullivan im Labor.
Dr. Peter Sullivan im Labor.
Interview

MyxoTech startet durch

Neues HIPS-Spin-off-Unternehmen bietet eine neuartige Naturstoffbibliothek

Ein wichtiger Schwerpunkt des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und seiner Standorte wie dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist es, Forschungsergebnisse in medizinische und pharmazeutische Anwendungen zu überführen. Über die wissenschaftliche Zusammenarbeit hinaus soll so der Transfer von Technologie und Wissen in praktische und potenziell kommerzielle Anwendungen erleichtert werden. Vor kurzem wurde das Unternehmen MyxoTech als Spin-off des HIPS gegründet. MyxoTech-Geschäftsführer Dr. Peter Sullivan erklärt, worum es bei dem neuen Unternehmen geht und was es erreichen will.

Was ist das Konzept von MyxoTech?

Die Natur war schon immer eine wertvolle Quelle für niedermolekulare Therapeutika. HIPS und HZI haben eine lange Tradition, solche Moleküle als Basis für die Entwicklung innovativer Anti-Infektiva zu nutzen. Allerdings haben unsere Bemühungen auch zu Sammlungen von Stämmen und Verbindungen (sog. Bibliotheken) geführt, die bisher kaum außerhalb dieses Bereichs Anwendung gefunden haben. MyxoTech stellt Pharmaunternehmen, die sich auf andere Krankheitsgebiete als Infektionskrankheiten konzentrieren, eine Bibliothek solcher "Dark-Matter"-Naturstoffe zur Verfügung, die von Myxococcota-Stämmen (besser bekannt als Myxobakterien) produziert werden.

Wenn man sich den chemischen Raum vorstellt, der die gesamte potenzielle Vielfalt kleiner Moleküle umfasst, nehmen myxobakterielle Naturstoffe darin Bereiche ein, die nachweislich therapeutisch relevante Eigenschaften besitzen. MyxoTech bietet der Pharmaindustrie einen Wettbewerbsvorteil beim Zugang zu diesen exklusiven Bereichen, da die Kultivierung und Nutzung der Vielfalt dieser Stämme im Labor eine besondere Herausforderung darstellt.

Welche Vorteile bietet die MyxoTech-Bibliothek im Gegensatz zu anderen Anbietern von Bibliotheken mit kleinen Molekülen? 

Andere Naturstoffbibliotheken bestehen aus chemischen Stoffen, die von häufiger untersuchten Organismen produziert werden und mehrere Forschungsgruppen und Unternehmen auf der ganzen Welt untersuchen dieselben Organismen auf ihre Bioaktivität. Synthetische kleine Molekülbibliotheken weisen oft eine begrenzte strukturelle Vielfalt auf. MyxoTech hingegen bietet eine einmalige, außergewöhnlich breit gefächerte Substanzbibliothek komplexer und strukturell vielfältiger Naturstoffe mit nachgewiesener pharmazeutisch relevanter Bioaktivität. Darüber hinaus wird diese Bibliothek durch die Einbindung von Omics-Tools organisiert, die es uns ermöglichen, die Vielfalt der kleinen Moleküle, die unseren Kunden zur Verfügung stehen, systematisch zu verfolgen und zu maximieren. 

Wurde eure Bibliothek bereits erfolgreich für die Identifizierung neuartiger Arzneimittel eingesetzt (Proof-of-concept)? 

Es ist erwiesen, dass unsere Bibliothek pharmazeutisch relevante kleine Moleküle enthält und es gibt eine Reihe von myxobakteriellen Metaboliten, die sich derzeit in der präklinischen Entwicklung befinden. Das vielversprechendste ist Corallopyronin A, das voraussichtlich 2025/6 in die klinische Phase 1 zur Behandlung von Flussblindheit und lymphatischer Filariose eintreten wird. Und dann gibt es natürlich noch Epothilon B, die Vorstufe von Ixabepilon (Handelsname: Ixempra), das 2007 von der FDA zur Behandlung von Brustkrebs zugelassen wurde.

Wann und wo habt ihr MyxoTech gegründet?

Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus dem HIPS in Saarbrücken unter der Leitung von Prof. Rolf Müller. Er und seine Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ haben die letzten Jahrzehnte damit verbracht, die Vielfalt der Myxobakterien für die Wirkstoffforschung zu erweitern. Diese Stämme sind die Quelle der Metaboliten, aus denen die MyxoTech-Bibliothek besteht.

Das Unternehmen erhielt eine Förderung durch das Helmholtz Enterprise Spin-off Programm, das im Januar 2024 begann. Seitdem ist MyxoTech als GmbH eingetragen.

Wie wird MyxoTech als unabhängiges Unternehmen weitergeführt? 

MyxoTech befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Wir haben das Glück, am HIPS in einem großartigen Ökosystem zu sein, um das Produkt und die Wissenschaft des Unternehmens weiterzuentwickeln, mit dem Plan, im Jahr 2025 den unabhängigen Betrieb aufzunehmen.

Yannic_Nonnenmacher

Pressekontakt

Dr. Yannic Nonnenmacher
Referent Wissenschaftliche Strategie