Das TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung – erhält ein neues Institut: Die Aufstockung der ehemaligen Abteilung für Experimentelle Virologie erschließt den Wissenschaftlern um Prof. Thomas Pietschmann neue wichtige Forschungsfelder. Der Fokus wird nicht mehr, wie bislang, allein auf dem Hepatitis-C-Virus (HCV) liegen.„Wir wollen unsere Kompetenz auf dem Gebiet der Hepatitis C weiter entwickeln. Darüber hinaus werden wir in Zukunft einen weiteren humanpathogenen Erreger aus der Gruppe der RNA-Viren, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), untersuchen“, sagt Pietschmann. Das TWINCORE ist eine vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gegründete Einrichtung, in der die enge Verzahnung von Grundlagen- und klinischer Forschung neue Diagnoseverfahren und Therapien zum Ziel hat.
RNA-Viren sind sehr variable Krankheitserreger, die zahlreiche humane Infektionskrankheiten auslösen. Mumps, Masern, die neuen Spielarten der Grippe und SARS gehören zu dieser Gruppe von Erregern. „Das Respiratorische Synzytial-Virus ist weltweit verbreitet und vor allem ein Problem bei Kleinkindern und bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise durch die Immunsuppression nach Transplantationen“, erklärt Pietschmann. Das Virus löst eine Entzündung der Atemwege aus, die bisweilen schwer verläuft. Derzeit gibt es kaum Therapiemöglichkeiten und auch keinen Impfstoff, der vor der Ansteckung mit dem Virus schützt. Das Robert Koch Institut schätzt, dass etwa zwei Prozent der durch RSV verursachten Atemwegserkrankungen bei Kleinkindern tödlich verlaufen.
{audio_r}In enger Zusammenarbeit mit den Kliniken für Pneumologie sowie für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie an der Medizinischen Hochschule Hannover wird das TWINCORE-Team in Zukunft die Mechanismen erforschen, die hinter der Infektion stehen. Die Wissenschaftler werden untersuchen, wie das Virus in die Lungenzellen eintritt und sich darin vermehrt. Außerdem fahnden sie nach zellulären Molekülen, die die Vermehrung des Virus steuern.
„Wir nähern uns dem Virus auf molekularer Ebene“, sagt Pietschmann. „Wir nutzen die Erfahrungen und Technologien, die wir über viele Jahre mit dem Hepatitis-C-Virus gesammelt haben, für einen neuen Erreger und ein neues Organ-Umfeld.“ Hierbei bauen die Forscher auf die bereits bestehenden starken Forschungsnetzwerke zur MHH, zum HZI in Braunschweig und auch zum Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), einer Außerstelle des HZI in Saarbrücken. „Diese Forschungsachse ermöglicht uns nicht nur die Untersuchung der Virusvermehrung, sondern auch die Prüfung von Wirkstoffen, die am HZI und am HIPS produziert und charakterisiert werden.“
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TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung
Das Twincore ist eine gemeinsame Einrichtung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Am Twincore forschen Mediziner und Grundlagenwissenschaftler der verschiedensten Disziplinen Seite an Seite in der Infektionsforschung. Ihr Schwerpunkt liegt auf der translationalen Forschung, also der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und der klinischen Entwicklung.