Die Inhoffen-Medaille gilt als eine der angesehensten deutschen Auszeichnungen auf dem Gebiet der Naturstoffchemie und ist mit 5000 Euro dotiert. Der Preis wird im Rahmen der Inhoffen-Vorlesung verliehen, einer gemeinsamen Festveranstaltung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), der Technischen Universität Braunschweig und des Förderverein des HZI. Die Ehrung fand am Donnerstag, 17. Mai 2018 in Braunschweigs Haus der Wissenschaft statt. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von der Bayer AG gespendet.
“Rolf Müller gehört zu den renommiertesten Naturstoffforschern Europas. Seine Arbeiten zu mikrobiellen Wirkstoffen sind bahnbrechend im Bereich der Grundlagenforschung. Gleichzeitig leisten sie einen sehr wertvollen Beitrag für künftige Anwendungen, vor allem für die Therapie von Infektionskrankheiten“, sagte Laudator Prof. Axel Brakhage, vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (HKI) in Jena und von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rolf Müller studierte Pharmazie an der Universität Bonn, wurde dort 1994 promoviert und erhielt auch seine Approbation zum Apotheker. Danach arbeitete er als Wissenschaftler unter anderem an der Universität von Washington in Seattle, USA, bei der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) und an der Technischen Universität in Braunschweig.
Rolf Müller ist seit 2003 als Professor für Pharmazeutische Biotechnologie an der Universität des Saarlandes tätig. Er erforscht biologisch aktive Wirkstoffe aus Mikroorganismen, insbesondere aus Myxobakterien. Die daraus gewonnenen Naturstoffe sind eine bedeutende Quelle für Leitsubstanzen zur Entwicklung von Therapeutika in der pharmazeutischen Industrie.
Seit 2009 ist Rolf Müller Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Er leitet dort die Abteilung “Mikrobielle Naturstoffe“ und ist darüber hinaus Mitgründer der PharmBioTec GmbH und der MyBiotech GmbH in Saarbrücken. Im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) koordiniert er den Forschungsbereich "Neue Antibiotika".
Für seine Forschungsarbeit wurde Müller bereits dreimal mit dem PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis ausgezeichnet (2001, 2007, 2015). Er erhielt den DECHEMA Nachwuchswissenschaftler-Preis für Naturstoff-Forschung (2002), den BioFuture-Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (2003) sowie den DECHEMA-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung (2010) und wurde mit der David Gottlieb Memorial Lecture der University of Illinois geehrt (2016). Im Jahr 2012 wurde Rolf Müller in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech gewählt. Seit 2016 ist er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Zur Ehrung mit der Braunschweiger Inhoffen-Medaille hat Rolf Müller einen persönlichen Bezug. 1998 übernahm er in Braunschweig die Leitung einer Nachwuchsgruppe an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), dem heutigen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), und habilitierte im Jahre 2000 an der Technischen Universität Braunschweig. “Mit Blick auf die bisherigen Preisträger ist dies eine herausragende Auszeichnung, für die ich mich im Namen meiner Arbeitsgruppe, der vielen langjährigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Kooperationspartner bedanken möchte, ohne die unsere fachübergreifenden Arbeiten nicht möglich wären“, sagte Müller.
Im Rahmen der Inhoffen-Vorlesung würdigt der Förderverein des HZI außerdem herausragende lebenswissenschaftliche Dissertationen, die am HZI und der Technischen Universität Braunschweig abgeschlossen wurden. Träger der mit je 1000 Euro dotierten Förderpreise sind in diesem Jahr Dr. Frieda Kage, Technische Universität Braunschweig, und Dr. Daniel Todt, TWINCORE Hannover.
Über die Inhoffen-Medaille:
Zum Gedenken an den 1992 verstorbenen Chemiker Hans Herloff Inhoffen veranstalten die Technische Universität Braunschweig und das HZI (damals noch: Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, kurz GBF) seit 1994 jährlich die Inhoffen-Vorlesung, bei welcher der gleichnamige Preis vergeben wird. Inhoffen lehrte von 1946 bis 1974 an der Technischen Universität Braunschweig und amtierte dort von 1948 bis 1950 als Rektor. Er gründete darüber hinaus 1965 das “Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik“ (IMB), das Vorläufer-Institut der GBF und damit des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.