Die Infektionserkrankung Malaria verursacht jährlich über 600.000 Todesfälle und bedroht etwa die Hälfte der Weltbevölkerung. Da der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum zunehmend Resistenzen gegen die zur Behandlung eingesetzten Medikamente entwickelt, ist die Erforschung neuer Wirkstoffe von entscheidender Bedeutung. Forschende der Abteilung Mikrobielle Naturstoffe unter der Leitung von Prof. Rolf Müller am HIPS arbeiten an der Entwicklung einer neuartigen Wirkstoffklasse zur Bekämpfung von Malaria. Das Projekt „ChloroMalaria“ unter der Leitung von Dr. Andreas Kany und Dr. Jennifer Herrmann konzentriert sich auf die Entwicklung von Chlorotonilen, einer Naturstoffklasse, die 2008 erstmals aus dem Bodenbakterium Sorangium cellulosum isoliert wurde. Im Rahmen des GO-Bio initial-geförderten Projektes soll die Wirkstoffklasse für die Therapie von Malaria optimiert und ein kosteneffizientes Herstellungsverfahren entwickelt werden. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.
Die Förderung durch das Programm GO-Bio initial erfolgt in zwei Phasen. In der bereits geförderten Sondierungsphase wurden seit Oktober 2022 unter der Leitung von Dr. Andreas Kany Verwertungsideen erarbeitet und Umsetzungsstrategien entwickelt. In der nun folgenden zweijährigen Machbarkeitsphase sollen gemeinsam mit Partnern der Universität Tübingen unter Leitung von Dr. Jana Held weitere Entwicklungsschritte bis zum "Proof of Principle" durchgeführt werden. Hierzu zählen Tests gegen weitere, zum Teil resistente Stämme des Malariaerregers und klinischer Isolate sowie die Analyse der Übertragungshemmung der Malaria und die Evaluierung der Wirkstoffkandidaten in Malaria-Mausmodellen.
Das langfristige Ziel des ChloroMalaria-Projekts ist die Zulassung und Kommerzialisierung der Substanz „Dehalogenil“, einer speziell auf die Malaria-Therapie angepassten Abwandlung der Chlorotonile. „Angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung bedarf es dringend neuer Medikamente gegen Malaria. Dehalogenil liefert hierzu eine äußerst vielversprechende Ausgangslage und wir wollen diesen Wirkstoff zur Anwendung weiterentwickeln“, sagt Müller. Dehalogenil repräsentiert eine neue Wirkstoffklasse und zeichnet sich durch eine einzigartige Wirkung gegen sexuelle und asexuelle Stadien des Malariaerregers aus. Bisher konnte unter Laborbedingungen zudem keine Resistenzentwicklung beobachet werden, was den Wirkstoff äußerst vielversprechend macht. Das Ziel der nächsten Förderperiode ist es nun, wesentliche Schritte in der weiteren Entwicklung der Substanz in Richtung Zulassung zu adressieren. Dies umfasst neben den oben genannten Schritten zur Charakterisierung der Aktivität gegen Malaria auch die Optimierung der Produktion des Wirkstoffes. Zudem sollen Aspekte der Sicherheitspharmakologie bearbeitet werden, um eine möglichst risikoarme Anwendung am Menschen zu gewährleisten. Die Forschenden des HIPS widmen sich in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Mikrobielle Wirkstoffe (Prof. Marc Stadler, HZI) und Wirkstoffdesign und Optimierung (Prof. Anna Hirsch, HIPS) der Produktionsoptimierung mit dem Ziel, die Ausbeute des Wirkstoffs so weit zu steigern, dass genügend Material für die notwendigen Folgestudien produziert werden kann. Eine spätere Ausgründung soll perspektivisch die Entwicklung eines kosteneffizienten Herstellungsprozesses und die Durchführung der präklinischen und frühen klinischen Entwicklung ermöglichen.