Auf dem Campus des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig entsteht ein neues „Zentrum für Wirkstoff- und Funktionelle Genomforschung“ (Drug Research and Functional Genomics Centre, DRFG). Dort sollen unter anderem neuartige Wirkstoffe gegen Krankheitserreger gesucht sowie bakterielle Gene und ihre Funktion erforscht werden. Nutzer des neuen Zentrums werden das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen und die Technische Universität (TU) Braunschweig sein. Am 17. November 2015 setzten die Ehrengäste, unter ihnen Bundesministerin Prof. Johanna Wanka, gemeinsam mit den Gastgebern und weiteren Verantwortlichen den feierlichen ersten Spatenstich für den Neubau.
Neben Bundesforschungsministerin Wanka kamen unter anderem Ministerialdirigent Rüdiger Eichel, Abteilungsleiter im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, sowie der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Prof. Otmar D. Wiestler zum Spatenstich nach Braunschweig. Die Investitionskosten für die Baumaßnahme belaufen sich insgesamt auf rund 26,9 Millionen Euro, wovon der Bund 60 Prozent und das Land Niedersachsen 40 Prozent trägt. Stellvertretend für die Nutzer des Gebäudes begrüßten Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI, Prof. Jörg Overmann, Geschäftsführer der DSMZ, und Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der TU Braunschweig, die Besucher.
Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka betonte: „Angesichts zunehmender Resistenzen bei Medikamenten und Krankheitsausbrüchen wie Ebola brauchen wir dringend neue Medikamente zur Bekämpfung von Bakterien, Pilzen, Viren oder Parasiten. Wichtig ist es, schnell Forschungsergebnisse für die Patienten nutzen zu können. Die Wirkstoffforschung in Braunschweig nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Im neuen „Zentrum für Wirkstoff- und Funktionelle Genomforschung“ werden fortschrittlichste Technologien eingesetzt. Ich bin zuversichtlich, dass die enge Vernetzung der Partner dazu beiträgt, auch medizinisch voranzukommen und die Bedeutung des Wissenschaftsstandortes Braunschweig auszubauen.“
„Mit dem Neubau des DRFG wird ein weiterer wichtiger Baustein in der großen Infrastruktur des Niedersächsischen Wirkstoffzentrums (NWZ) ergänzt“, sagte Rüdiger Eichel. „Das neue Zentrum wird in enger Verflechtung mit dem Biomolekularen Wirkstoffzentrum (BMWZ) in Hannover kooperieren, dessen Hauptexpertise auf der chemischen Synthese komplexer Naturstoffe liegt, und mit dem Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik der TU Braunschweig. Das Land Niedersachsen fördert die Baumaßnahme auf dem Campus des HZI insgesamt mit 10,7 Millionen Euro.“
Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung sagte: “Mit dem Bau des neuen Zentrums entwickeln wir die Wirkstoffforschung am HZI konsequent weiter. Das DRFG wird sich insbesondere den Forschungsschwerpunkten Naturstoffbiologie, Wirkmechanismen von Naturstoffen und Medizinalchemie widmen. Naturstoffbibliotheken, Wirkstoffscreens und moderne Fermentationstechnologie werden die Identifizierung von Leitstrukturen ermöglichen und einen erheblichen Teil der Innovationskette in der Antibiotikaforschung abbilden.“
Perfekt ergänzt werde diese Wertschöpfungskette durch die Genomanalytik des HZI, die Expertise des Leibniz-Instituts DSMZ auf dem Gebiet der Funktionellen Genomforschung sowie die Proteomik der TU Braunschweig. „Die Naturstoffforschung basiert sehr stark auf der Erforschung der Genome. Die funktionelle Genomforschung liefert Erkenntnisse zu Resistenzmechanismen, deren Verständnis für die Entwicklung antimikrobieller Wirkstoffe von entscheidender Bedeutung ist“, sagte Dirk Heinz.
"Der Forschungsneubau ermöglicht in idealer Weise eine Verknüpfung der Kompetenzen des Leibniz-Instituts DSMZ auf den Gebieten der Identifizierung, Isolierung und Genomanalyse neuartiger Mikroorganismen mit der komplementären Expertise des HZI im Bereich der Naturstoffforschung", ergänzte Prof. Jörg Overmann, Geschäftsführer der DSMZ.
Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der TU Braunschweig, sagte: „Wir freuen uns über die enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit unserer Institute im gemeinsamen Braunschweiger Zentrum für Systembiologie, die künftig auch im neuen Gebäude verortet sein wird“.
Das von Doranth Post Architekten entworfene dreistöckige neue Gebäude wird auf 4300 Quadratmetern Platz für Labore und Büros der beteiligten Institutionen bieten. Dabei werden 67 Prozent des Gebäudes vom HZI, 26 Prozent von der DSMZ und 7 Prozent von der TU Braunschweig genutzt. Die TU Braunschweig wird unter anderem Räumlichkeiten für die Lehre für einen neu geplanten Masterstudiengang der TU Braunschweig beziehen.