Der in Wirtschaft und Wissenschaft geschätzte Agrarökonom Folkhard Isermeyer hat kurz nach der Neuordnung der Ressortforschung im Jahr 2009 die Präsidentschaft des Thünen-Instituts übernommen. Zuvor war er Institutsleiter und Präsident der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), einer von drei Vorgängereinrichtungen des Thünen-Instituts. Mit der ihm eigenen Weitsicht, Geduld und Leidenschaft hat er im Laufe der vergangenen 15 Jahre aus drei sehr unterschiedlichen Forschungsinstituten eine Wissenschaftseinrichtung geformt, deren große gesellschaftliche Bedeutung der Wissenschaftsrat zuletzt 2024 bestätigt hat. Konsequent hat er dabei die vorhandenen fachlichen Forschungskompetenzen zu Land- und Forstwirtschaft, zu Fischerei und ländlichen Räumen zusammengeführt, um Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und zur Entwicklung ländlicher Regionen vorlegen zu können. Als politikberatende Institution genießt das Thünen-Institut auch dank Folkhard Isermeyers Wirken einen herausragenden Ruf. Als Honorarprofessor an der Universität Göttingen hat er sein Wissen auch an die nächsten Generationen weitergegeben
Seine Fähigkeiten als begnadeter Kommunikator und Netzwerker setzte Folkhard Isermeyer immer wieder dafür ein, unterschiedliche Menschen und Meinungen zusammenzuführen und aus dem Ruder laufende Diskussionen auf den Kern und auf eine solide, evidenzbasierte Basis zurückzuführen. Internationale Netzwerke wie agri benchmark gehen auf seine Initiative zurück. Er war ein wichtiger Impulsgeber für die politischen und agrarwissenschaftlichen Debatten in Deutschland und Europa. Davon haben nicht zuletzt das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“) und die Zukunftskommission Landwirtschaft profitiert. Der Erfolg beider Kommissionen war ihm eine Herzensangelegenheit.
Obwohl er stets das große Ganze im Blick hatte und auch von seinen Wissenschaftler:innen eine gewisse Flughöhe einforderte, verlor er nie die Bodenhaftung. So blieb er der Region Braunschweig sein Leben lang persönlich verbunden und engagierte sich beispielsweise für das Netzwerk ForschungRegionBraunschweig und das Haus der Wissenschaft.
Seine Präsidentschaft am Thünen-Institut hat er selbst als „den tollsten Job der Welt“ bezeichnet. Er starb kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand an den Folgen einer schweren Erkrankung. Das Thünen-Institut wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Seine Nachfolge tritt am 1. Februar die Forstwissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Kleinschmit an.
„Er war ein großartiger Wissenschaftler und Visionär. Wir werden ihn sehr vermissen und ihm am HZI ein ehrendes Andenken bewahren“, würdigt Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI, Isermeyer. Prof. Dirk Heinz, ehemaliger Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI, den eine langjährige Zusammenarbeit mit Isermeyer im Vorstand der ForschungRegion verband, erinnert sich: „Folkhard Isermeyers viel zu früher Tod hinterlässt eine große Lücke weit über unsere Forschungslandschaft hinaus. Seine zugewandte Professionalität hat mich stets sehr beeindruckt.“ Prof. Thomas Pietschmann, Prokurist für die Wissenschaftliche Geschäftsführung des HZI, ergänzt: „Ich bin Folkhard Isermeyer persönlich sehr dankbar für seine herzliche Aufnahme in den Kreis der Leitungen der Forschungsinstitute und für zahlreiche Ratschläge während unseres gemeinsamen Engagements für die Wissenschaft und Forschung in der Region.“ Christian Scherf, Administrativer Geschäftsführer des HZI, betont: „Folkhard Isermeyer war nicht nur ein hervorragender, weitblickender Gestalter des Thünen-Instituts und ein hoch engagierter und auch umsichtiger Leiter der ForschungRegion Braunschweig, sondern für das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung auch ein langjähriger, regionaler Partner.“