Bereits bekannt war, dass sowohl bei der Schuppenflechte als auch bei Neurodermitis T-Zellen des Immunsystems aus dem Blut in die Haut einwandern und dort die Entzündung vorantreiben. Die detaillierte Untersuchung von T-Zellen in Blut und Haut führte nun zu Hinweisen, dass diese bei Neurodermitis hauptsächlich in die Haut einwandern, während sie bei der Schuppenflechte sowohl in der Haut die Entzündung anfeuern als auch vom Blut aus in andere Gewebe gelangen. Weitere Befunde sprachen dafür, dass die von den T-Zellen produzierten Entzündungsfaktoren bei Neurodermitis in erster Linie auf Hautzellen wirken, wohingegen sie bei der Schuppenflechte darüber hinaus die zirkulierenden Immunzellen des Blutes aktivieren und so potentiell die Entzündung an anderen Orten des Körpers auslösen oder verstärken können. „Dies unterstreicht, dass bei Psoriasis mögliche Krankheitssymptome auch jenseits der Haut untersucht werden müssen. Gegebenenfalls müssen dann zum Beispiel auch die Gelenke oder das Herz-Kreislauf System behandelt werden“, sagt Dr. Stephan Traidl.
Das Team fand auch heraus, dass sich Makrophagen (Fresszellen), bei beiden Erkrankungen ebenfalls in der Haut zu finden, unterschiedlich entwickeln und sich bezüglich ihrer Entzündungsmediatoren unterschieden. „Dies ist im Hinblick auf Neurodermitis sehr interessant. Denn hier kann es zu Hautinfektionen mit Krankheitserregern wie Staphylokokken und Herpesviren kommen, die von den Makrophagen direkt bekämpft werden,“ sagt Dr. Lennart Rösner.
Neurodermitis und Schuppenflechte
Atopische Dermatitis verläuft schubweise und zeigt sich durch ausgeprägte juckende Ekzeme. In Deutschland sind mehr als zehn Prozent der Kinder im Vorschulalter betroffen, aber auch zirka zwei Prozent aller Erwachsenen. Die Krankheit beginnt mit einem Defekt der Hautbarriere im Zusammenspiel mit Veränderungen des Immunsystems. Die Auslöser für eine Verschlechterung sind vielfältig – Allergene, hautirritierende Stoffe, mechanische Reize, Infekte und psychischer Stress zählen dazu.
Psoriasis zeigt sich durch streckseitig betonte Haut-Plaques. In Deutschland sind zirka zwei bis vier Prozent aller Erwachsenen betroffen, überwiegend im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt. Beide Erkrankungen werden je nach Schweregrad äußerlich und innerlich behandelt. In den vergangenen Jahren gab es hier eine Reihe von gut wirksamen Neuentwicklungen. In der MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie werden entsprechende Spezialstunden angeboten.
Zur Meldung auf der Seite des Exzellenzclusters RESIST
Originalpublikationen
Zhang B, Roesner LM, Traidl S, Koeken VACM, Xu CJ, Werfel T, Li Y. Single-cell profiles reveal distinctive immune response in atopic dermatitis in contrast to psoriasis. Allergy. 2022 Aug 20. doi: 10.1111/all.15486. Epub ahead of print.
Roesner LM, Farag AK, Pospich R, Traidl S, Werfel T. T-cell receptor sequencing specifies psoriasis as a systemic and atopic dermatitis as a skin-focused, allergen-driven disease. Allergy. 2022 Sep;77(9):2737-2747. doi: 10.1111/all.15272. Epub 2022 Mar 14.
Über das RESIST-Cluster
Im Exzellenzcluster RESIST - Resolving Infection Susceptibility erforschen Wissenschaftler die individuell unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber Infektionen. Dazu untersucht RESIST Menschen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, etwa Neugeborene, Ältere oder Patienten, deren Immunabwehr aufgrund von therapeutischen Eingriffen geschwächt ist. Das langfristige Ziel ist es, die Betroffenen besser vor krankheitserregenden Viren und Bakterien zu schützen. Sechs Forschungsinstitute und klinische Einrichtungen bringen ihre exzellente Expertise in der Grundlagen- und klinischen Forschung in das kollaborative Vorhaben ein. RESIST hat damit die besten Voraussetzungen, um wesentliche Beiträge für die Entwicklung innovativer Ansätze zur Prävention, Diagnose und Behandlung schwerer Infektionen bei anfälligen Patienten zu leisten.