Virale Hepatitis

Grafik - Hepatitis C Virus in Leber
Hepatitis C Virus-Infektion

Eine Entzündung der Leber wird meist durch eine Infektion mit Hepatitis-Viren verursacht. Sie kann auch durch Alkoholmissbrauch, ein bestimmtes Pilzgift oder eine Überdosierung von Medikamenten hervorgerufen oder verschlimmert werden.

Die fünf Haupttypen von Hepatitis-Viren sind Hepatitis A, B, C, D und E, von denen mittlerweile viele verschiedene Genotypen und Subtypen bekannt sind. Die klassischen Hepatitis-Viren A bis E unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, zum Beispiel in der Transmission, dem Symptombild und dem gesundheitlichen Beeinträchtigungsgrad. Vor allem die Hepatitis-Viren, die häufig chronische Erkrankungen zur Folge haben, manifestieren sich zu Beginn der Infektion oft ohne Symptome. Laut einer globalen Erhebung starben im Jahr 2013 weltweit etwa 1,45 Millionen Menschen an den Folgen einer viralen Hepatitis, 96 Prozent dieser Todesfälle gehen auf die Viren Hepatitis B und C zurück. Da sich bei Hepatitis-Infektionen nicht immer sofort auffällige Symptome einstellen, gehen die Weltgesundheitsorganisation WHO und die World Hepatitis Alliance davon aus, dass rund 90 Prozent der über 300 Millionen Infizierten nicht diagnostiziert sind.

Wenn es das körpereigene Abwehrsystem nicht schafft, die Viren zu besiegen, entsteht eine chronische Hepatitis. Unbehandelt drohen dem Patienten auf lange Sicht schwere Schädigungen der Leber bis hin zur Leberzirrhose oder sogar Leberkrebs. Chronische Infektionen kommen vor allem mit dem Hepatitis B- oder C-Virus vor und sind für rund 72 Prozent aller Todesfälle durch Leberkrebs verantwortlich.

Hepatitis B

3D Modell Hepatitis B Virus
Hepatitis B-Virus

Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und wird über Körperflüssigkeiten infizierter Personen übertragen. Erhebungen zufolge tragen weltweit fast 250 Millionen Menschen eine chronische HBV-Infektion. Zwar gibt es Medikamente zur Behandlung chronischer Hepatitis B, eine Heilung ist bislang aber nicht möglich. Zum Schutz vor Hepatitis B empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland seit 1995 für alle Säuglinge und Kleinkinder die Impfung gegen Hepatitis B, weil bei ihnen das Risiko für eine chronische Infektion am höchsten ist. Im Erwachsenenalter empfiehlt die STIKO die Hepatitis B-Impfung in Deutschland für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko, zum Beispiel HIV-Positive, Dialysepatienten oder Personen mit Kontakt zu an Hepatitis B-Patienten.

In einer Studie haben Forscher der HZI-Abteilung „Epidemiologie“ untersucht, wie sich das Auftreten chronischer Hepatitis-B-Infektionen in 50 Ländern in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Dabei konnten sie zwar einen weltweiten Rückgang feststellen, aber ebenso Gebiete mit unverändert hohem und teilweise sogar steigendem Infektionsvorkommen identifizieren. Derzeit betreiben die Epidemiologen eine Studie im westafrikanischen Staat Burkina Faso, in deren Rahmen über 4.000 Menschen untersucht und befragt wurden. Ziel der Studie ist es, präzise Aussagen zur Epidemiologie der chronischen HBV-Infektion, dem Immunstatus und der Risikofaktoren in der Bevölkerung des Landes zu erlangen. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf Präventionsmöglichkeiten und den medizinischen Behandlungsbedarf.

Hepatitis C

Querschnitt durch Hepatitis Virus 3D Animation
Hepatitis C-Virus

Schätzungsweise leben rund 70 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis C-Infektion. Die Ansteckung erfolgt bei diesem Virus vor allem über das Blut. Rund 400.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen von Hepatitis C. Mittlerweile gibt es neue antiviral wirkende Medikamente (direct acting antivirals, DAA), die die Infektion bei 95 Prozent aller Patienten beseitigen können. Allerdings sind diese Therapien sehr teuer und nicht gegen alle HCV-Genotypen wirksam, weswegen bislang nur wenige Patienten davon profitieren können. Hinzu kommt, dass eine medikamentöse Heilung langfristig nicht vor einer erneuten Ansteckung mit dem Hepatitis C-Virus schützt. Daher arbeiten Forscher intensiv an der Entwicklung eines Impfstoffes. Voraussetzung dafür ist ein Modellsystem, an dem neue Impf- und Wirkstoffe getestet werden können. Dazu entwickeln HZI-Wissenschaftler aus der Abteilung „Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie“ um Prof. Carlos Guzmán ein Mausmodell für Hepatitis C, denn eigentlich sind Mäuse nicht empfänglich für dieses Virus.

An der Anpassung der Maus an das Hepatitis C-Virus arbeitet auch die Forschungsgruppe des Virologen Prof. Thomas Pietschmann im TWINCORE, einer gemeinsamen Einrichtung des HZI und der Medizinischen Hochschule Hannover. Außerdem untersucht Pietschmanns Team unter anderem die Haltbarkeit des Virus auf verschiedenen Oberflächen und sucht nach neuen Wirkstoffen gegen Hepatitis C: So entdeckten die Forscher zum Beispiel mit dem Pflanzenstoff Ladanein bereits einen vielversprechenden Kandidaten.

Hepatitis A, D und E

Die Übertragungswege und Krankheitsbilder von Infektionen mit Hepatitis A-Viren (HAV) unterscheiden sich von HBV und HCV. So wird das Hepatitis A-Virus meist unter schlechten hygienischen Bedingungen durch verunreinigtes Wasser oder Nahrungsmittel sowie den Kontakt mit einer infizierten Person übertragen. In fast allen Fällen beseitigt das Immunsystem die Viren selbst. Eine durchgemachte HAV-Infektion oder eine Impfung gegen das Virus sorgen für einen langanhaltenden und vermutlich auch lebenslangen Schutz vor einer erneuten Infektion. Gerade in HAV-Niedrigprävalenzländern Europas ist ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung nicht vor einer Infektion geschützt. Dies liegt vor allem daran, dass nur wenige Personen im Kindesalter eine Impfung gegen HAV erhalten oder eine Infektion mit HAV durchgemacht haben.

Die Abteilung „Epidemiologie“ erforscht neben dem Auftreten bzw. der Bevölkerungsimmunität gegen HAV in Europa vor allem eine Methode, welche die Differenzierung zwischen durch Impfung und durch Infektion erworbener Immunität erlaubt. Hierfür entwickelte die Abteilung einen serologischen Test, der nun in einer Studie in Kolumbien erstmalig zum Einsatz kommen soll. Durch spezifische HAV-Impfstrategien zum Beispiel hinsichtlich der Altersgruppe und Dosis, welche in manchen Ländern Latein- und Südamerikas implementiert sind, erlaubt der Einsatz eines solchen Tests die Beantwortung konkreter, daraus resultierender Fragen zur Dauer des Impfschutzes oder zur Anfälligkeit für eine HAV-Infektion.

Das Hepatitis D-Virus ist bei seiner Vermehrung auf die Hilfe des Hepatitis B-Virus angewiesen und tritt nur in Kombination mit diesem auf. Bislang gibt es kaum Behandlungsmöglichkeiten, um HDV langfristig zu heilen, der wirksamste Schutz ist eine Impfung gegen Hepatitis B.

Die Übertragung des Hepatitis E-Virus (HEV) variiert je nach geographisch auftretendem Genotyp. In Ländern wie Indien wird das Virus meist durch Fäkalienrückstände im Wasser oder in Lebensmitteln übertragen, während der in Europa vorherrschende Genotyp vor allem von Tieren auf den Menschen übertragen sowie beim Verzehr von unzureichend gegarten Schweine- oder Wildfleischprodukten aufgenommen wird. Schätzungsweise tragen rund 20 Millionen Menschen dieses Virus in sich, 44.000 starben 2015 daran. Für bestimmte Personengruppen wie Schwangere und immunkomprimierte Personen kann die Infektion schwerwiegend verlaufen und sogar chronisch werden. Ein Impfstoff gegen die Infektion ist entwickelt, er ist bislang jedoch nur in China zugelassen. Die HZI-Abteilung „Epidemiologie“ bewertet systematisch wissenschaftliche, epidemiologische Daten zum Auftreten des Hepatitis E-Virus in Europa und identifiziert verschiedene Einflussfaktoren.

Strategie gegen Hepatitis

Die WHO hat das ehrgeizige Ziel ausgegeben, die virale Hepatitis bis zum Jahr 2030 als globale Bedrohung zu „eliminieren“. Dazu hat sie einen Maßnahmenkatalog aufgestellt, wie die Zahl der Neuinfektionen um 90 Prozent und die der Todesfälle um 65 Prozent reduziert werden kann. Die strategischen Maßnahmen sollen Länder und globale Partner durch die notwendigen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen leiten.

(jot, afi, jgr)