HIV/AIDS

Der AIDS-Erreger HIV.
Der AIDS-Erreger HIV.; Grafik als RGB

Das "Acquired Immune Deficiency Syndrome" AIDS ist eine weltumspannende Pandemie und ein Paradebeispiel dafür, was für verheerende Auswirkungen ein neuer Krankheitserreger haben kann. Verglichen mit den uns vertrauten Infektionskrankheiten ist AIDS sehr jung - erst seit den 1980er-Jahren breitet sich die Krankheit unter Menschen aus. Auslöser der Immunschwäche ist das Humane Immundefizienz-Virus, kurz HIV.

Zahlen der WHO belegen, dass dem HI-Virus in den Ländern des südlichen Afrika derzeit nahezu eine ganze Generation zum Opfer fällt, denn besonders betroffen sind Menschen zwischen 20 und 50 Jahren.

Weltweit haben sich im Jahr 2015 etwa 2 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert und etwa 36,7 Millionen Menschen leben in 2015 damit (Quelle: Statista). Rund 1,1 Millionen Menschen sind in 2015 daran gestorben (Quelle: WHO). Ein afrikanisches Problem? Nein. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass in Deutschland 84.700 Menschen mit HIV infiziert sind und sich 2015 ungefähr 3.200 Menschen neu infiziert haben.

Letztlich sterben AIDS-Patienten nicht an dem HIV-Virus, sondern an anderen Infektionskrankheiten, denen das Virus den Weg ebnet. Es infiziert Wirtszellen, die den CD4-Rezeptor auf der Oberfläche tragen. Das sind vor allem T-Lymphozyten, aber auch andere Immunzellen, die eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr spielen. Das HI-Virus baut seine Erbsubstanz in die DNA der Wirtszelle ein und wird damit selbst Bestandteil des Immunsystems.

Reagiert das Immunsystem nun auf einen Krankheitserreger, beginnen die Immunzellen sich zu vermehren; aber statt gegen den neuen Eindringling vorzugehen, produzieren sie HI-Viren, setzten diese frei und durchseuchen so weiter das Immunsystem. Die fortschreitende Zerstörung der Immunzellen führt dann im Laufe der bis zu zehnjährigen Inkubationszeit zu dem Krankheitsbild AIDS.

HIV und Tuberkulose

In Afrika ist die Kombination aus Tuberkulose und Infektionen mit dem HI-Virus ein besonders großes Problem: Patienten mit einer HIV-Infektion haben ein etwa 30mal höheres Risiko an Tuberkulose zu erkranken als Nicht-HIV-Patienten, da ihr Immunsystem durch das HI-Virus stark geschwächt ist. Die Tuberkulose bricht bei einem AIDS-Patienten in jedem Fall aus, so dass die meisten Todesfälle von HIV-Patienten in Afrika letztlich auf das Konto von Mycobakterium tuberkulosis gehen.

Die Überlebensrate HIV-Infizierter in medizinisch gut versorgten Ländern ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Antiretrovirale Therapien (ART) sind in der Lage, die Viruslast im infizierten Körper so weit zu reduzieren, dass die Krankheit AIDS nicht ausbricht. Die Medikamente müssen ein Leben lang eingenommen werden - und die unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) sind in ihrer ganzen Tragweite heute noch nicht abschätzbar. Schließlich werden moderne ARTs erst seit Mitte der 1990er eingesetzt. Die Therapien sind mit hohen Kosten verbunden und nur bei sehr disziplinierter Einnahme der Medikamente wirksam. Ein Verfahren, das sich Menschen in medizinisch gut versorgten Ländern leisten können, das jedoch im Zentrum der Epidemie - in Ländern Afrikas - nicht praktikabel ist. Weltweit befinden sich 14 Millionen Menschen in einer HIV-Therapie (Quelle: Statista)  

Mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln ist allerdings nirgendwo eine Heilung möglich. Weltweit arbeiten Wissenschaftler an Impfstoffen gegen das Virus, das jedoch extrem wandelbar ist. Diese Wandlungsfähigkeit macht die Entwicklung von wiedererkennbaren Strukturen, die als Impfdosis verabreicht werden können, sehr schwierig. Derzeit wird eine afro-europäische klinische Studie der Phase IIa für einen Impfstoff durchgeführt. Dieser Impfstoff muss insgesamt drei Mal innerhalb von acht Wochen verabreicht werden.

Der übliche Weg zu impfen ist die Injektion mit einer Spritze. Hier begännen im Erfolgsfall die infrastrukturellen Probleme: Für eine flächendeckende Impfung müssten Menschen drei Mal, unter Umständen weite Wege aus dem Umland zurücklegen, um pünktlich ihre Impfung in einem zentralen Gesundheitszentrum zu erhalten. Ein Umstand, der schon Therapien bereits ausgebrochener Krankheiten stark erschwert und die Akzeptanz einer Impfung gefährdet.

An diesem Punkt setzen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung an. Ihre Vision: Impfstoffe nicht länger unter die Haut zu spritzen, sondern dort einzusetzen, wo die meisten Erreger angreifen – an den Schleimhäuten. Damit können die Impfdosen auch fern von Gesundheitszentren verabreicht werden und die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt deutlich an.

(jsg)