Transplantation

Arzt mit Maske
Versagt ein Organ seinen Dienst, ist eine Transplantation oft der einzige Weg.

Die Idee, fehlende oder geschädigte Organe durch gesunde zu ersetzen, fasziniert die Menschen seit jeher. Zahlreiche Sagen, Mythen und Legenden sprechen von Organ- und Gewebeübertragungen. So soll es den Zwillingen St. Kosmas und St. Damian bereits im dritten Jahrhundert nach Christus gelungen sein, das Bein eines toten Mannes zu transplantieren.

Von der Idee zur Umsetzung

Von dieser Legende bis zur Umsetzung in die Praxis dauerte es noch viele Jahrhunderte. Denn Mediziner stehen bei der Transplantation vor einer zentralen Herausforderung: Sie müssen das Immunsystem des Empfängers austricksen. Es erkennt körperfremde Substanzen und bekämpft sie; eine unter normalen Umständen wünschenswerte Reaktion. Im Falle einer Transplantation allerdings verhindert die Abwehrreaktion den Erfolg und das neue Organ wird abgestoßen. 

Lange Zeit schien die Verwandtschaft zwischen Spender und Empfänger die Lösung dieses Problems zu sein. Die genetische und gewebliche Übereinstimmung nutzte auch das Ärzteteam um den Chirurgen Joseph Murray bei der ersten erfolgreichen  Organtransplantation im Jahr 1954. Murray gelang es, seinem Patienten die Niere von dessen eineiigem Zwillingsbruder erfolgreich zu verpflanzen. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, denn Transplantationen von Nieren, Lebern oder sogar Herzen sind heutzutage Normalität. 

Illustration
Die Illustration zeigt die Lage der Nieren im Körper. In Deutschland werden jährlich über 2.000 Nieren transplantiert.

Immunsuppresiva als Schlüssel zum Erfolg

Allein in Deutschland wurden im Jahr 2015 laut der deutschen Stiftung Organspende (DSO) zufolge 1.550 Nieren und 846 Lebern transplantiert. Und längst sind es nicht mehr nur Verwandte, die Organe spenden können. Das liegt vor allem an der Entwicklung von Immunsuppressiva: Medikamente, die die Abwehrreaktion des Körpers unterdrücken oder soweit drosseln, dass dieser das neue Organ nicht mehr abstößt. Deren Entwicklung begann Anfang der 60er Jahre mit der Entdeckung des Wirkstoffes Azathioprin. Dieser hemmt unter anderem die Vermehrung von T-Zellen, einer Sorte Immunzellen, die die Speerspitze der körpereigenen Abwehr bilden und die Immunabwehr in Gang setzen. 

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl Medikamente mit dieser Funktion. Sie greifen an unterschiedlichen Stellen in immunologische Prozesse des Körpers ein und tragen so dazu bei, eine Abstoßungsreaktion zu verhindern. Vor allem die Kombination verschiedener dieser Wirkstoffe ist erfolgversprechend. Dabei hängt die genaue Dosierung sowohl von individuellen Faktoren als auch vom Organ ab, das transplantiert wurde. 

Ein Risiko bleibt jedoch bestehen. Drosselt man das Immunsystem, so bekämpft es auch Krankheitserreger nicht mehr so effektiv wie zuvor. Deshalb sind Transplantationspatienten besonders anfällig für Infektionskrankheiten und müssen vorbeugend behandelt werden. 

Die technischen Grundlagen und die Medikamente gegen die Abstoßungsreaktion wurden seit der ersten Transplantation Stück für Stück weiterentwickelt. Aus dem Menschheitstraum der Organverpflanzung wurde auf diese Weise quasi ein Routineeingriff. Heute gibt es allerdings ein anderes Problem, das sich nicht medizinisch lösen lässt: Es fehlt an Spenderorganen, weil immer weniger Menschen bereit sind sich als Spender zur Verfügung zu stellen.

(rwi)